Vom 03.06. – 05.06.2019 fand die diesjährige Glas- und Fassadenbauexkursion nach Braunschweig, Hannover und Bielefeld statt. Im Rahmen der Exkursion hatten die Studierende des 4. und 8. Semesters die Chance Baustellen im Raum Hannover, Braunschweig sowie das Schüco Werk in Bielefeld zu besichtigen. Bei bestem Wetter und mit vollgetankten Minibussen begann die Exkursion in Dresden.
Am ersten Tag der Exkursion besuchten wir gegen Mittag eine Baustelle in der Nähe von Braunschweig. Das Hauptaugenmerk der Besichtigung lag auf der Pfosten-Riegel-Fassade mit vertikalen Lüftungsmodulen, die über die gesamte Raumhöhe öffenbar ausgeführt wurden. Herr Hildebrand des Unternehmens GIP Fassaden, welches mit der Planung und Ausführung der Fassade beauftragt wurde, leitete die Baustellenführung. Anschließend ging es weiter nach Hannover.
Es stand die Begehung des bereits sanierten und unter Denkmalschutz stehenden Rathauskontors im Hannoveraner Zentrum an. Das ehemalige Gebäude der Volkshochschule Hannover wird nach einem Umbau zukünftig als Büro- und Wohngebäude genutzt, die Kosten belaufen sich auf 20 Millionen Euro. Die Besichtigung leitete der Architekt Herr Teicher, des planenden Büros RTW Architekten. Er schilderte uns die Planungsschwierigkeiten in Bezug auf die Fassadengestaltung, die als Lochfassade mit weißen Klinkern ausgeführt wurde. Diese lagen zum einen an der exponierten Lage des Objektes und zum anderen galt es, die Wünsche des Bauherrn mit den Auflagen der Stadt bezüglich des Denkmalschutzes und den Anforderungen an die EnEV zu vereinen.
Die Besichtigung des 1965 errichteten Arne-Jacobsen-Foyer im Stadtteil Herrenhausen (Hannover), entworfen vom gleichnamigen Architekten Arne Jacobsen, schloss den ersten Exkursionstag ab. Die Fassade ist mit raumhohen Glaselementen ausgefacht und wird durch umlaufend vertikal angeordnete Glasschwerter ausgesteift. Zur damaligen Zeit war das eine sehr moderne und einzigartige Bauweise. Im Rahmen einer Modernisierung wurde das denkmalgeschützte Gebäude den heutigen Standards angepasst, die Planung lag diesbezüglich bei dem Architekturbüro „Koch Panse Architekten“. In diesem Zuge wurden eine neue Heizungs- und Lüftungsanalage, ein innenliegender Sonnenschutz sowie ein Gründach nachgerüstet. Danach stand den Studierenden der restliche Abend zur freien Verfügung und bot somit die Möglichkeit, Hannover auf eigene Faust kennenzulernen.
Am nächsten Morgen stand die Besichtigung des Maschinenbaucampus in Garbsen (Hannover) auf dem Programm. Bei dem Gebäudekomplex handelt es sich um eine Erweiterung des ausgelagerten Campus der Fakultät Maschinenbau der Leibnitz Universität Hannover. In Zukunft soll in Garbsen ein neuer Campus für 5000 Studierende entstehen. Es bot sich die Gelegenheit, mit dem zuständigen Projektleiter Herrn Bente das Gelände und die zukünftigen Universitätsbauten, Mensa, Hörsäle und Prüfungshallen zu besichtigen. Charakteristisch für das äußere Erscheinungsbild des neuen Campus ist der in verschiedenen Farben aufgebrachte Kammputz.
Nach dem Mittagessen in der Uni-Caféteria, stand die Besichtigung der Baustelle des Intercity-Hochhauses im Zentrum von Hannover auf dem Programm. Die Bayreuther Baufirma W. Markgraf GmbH & Co.KG führt die Fassadenkonstruktion, eine hinterlüftete Keramikfassade, aus. Die Fassade besteht aus einzelnen Keramikelementen, diese werden mittels Spangen auf horizontal verlaufende Schienen eingeklinkt. Die einzelnen Keramikelemente werden nach einem Verlegeplan nach und nach auf die Außenwände des Hochhauses aufgebracht.
Anschließend wurde direkt gegenüber vom Intercity Hotels das neue Bürogebäude der Deutschen Bahn „Lister Dreieck“ besichtigt. Es bot sich die einzigartige Gelegenheit, 2 Tage vor der offiziellen Eröffnung des Gebäudes einen Blick hinter die neugebaute Fassade zu werfen. Die Besonderheit bezüglich der Gebäudehülle stellt das ETFE (Ethylen-Tetraflourethylen)–Kissendach dar, das den Innenhof des Gebäudes überspannt. Dabei handelt es sich um eine erst seit 25 Jahren angewandte Dachkonstruktion mit jener man den U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) sowie auch den g-Wert (Sonnendurchlassgrad) des Daches anhand des Luftdrucks in der Kissenkonstruktion verändern kann. Die Konstruktion besteht aus mindestens zwei beschichteten ETFE–Folienlagen. Bei mehr als zwei Lagen lässt sich durch Zufuhr von Luft die innenliegende Folie absenken oder aufstellen.
Am letzten Tag der Exkursion stand eine Besichtigung des Schüco-Werks in Bielefeld auf dem Programm. Der Standort in Bielefeld ist der Unternehmenssitz des Systemanbieters für Fenster und Fassaden. Nach der Vorstellung des Unternehmens, wurde die Prüfhalle besichtigt, in der die Fassadenelemente sowie ganze Fassadenausschnitte auf Dichtigkeit, Brandschutz, Einbruchschutz, Dauerhaftigkeit und Versagen getestet werden.
Der letzte Halt auf der dreitägigen Exkursion war bei „Sollingglas GmbH“. Besonders hervorzuheben ist deren einzigartige Spezialisierung auf die Verarbeitung und Veredelung von kleinformatigen Glasscheiben sowie Restaurationsglas für die Sanierung von Altbauten. Es gab eine Führung durch die Werkstätten des Unternehmens, bei der die Produktion von Isolierglasscheiben Schritt für Schritt erklärt und auf die Herausforderungen und Chancen der glasverarbeitenden Industrie hingewiesen wurde. Eine große Herausforderung besteht vor allem in der Restauration und dem Erhalt von antiken Gläsern, sowie in der thermischen Veredelung von sehr kleinen und dünnen Gläsern.
Ein großer Dank gilt den Unternehmen und Verantwortlichen, die diese Exkursion in diesem Rahmen möglich gemacht haben. Uns wurde mit sehr viel Engagement und Interesse ein Einblick in die Praxis gegeben, den wir nicht missen möchten.
Hannes Heidenreich, 17.06.2019