Immer wieder hört man ja als Grund, nicht in Dresden Bauingenieurwesen studieren zu wollen, dass die Leute hier so komisch reden. Erstens müssen wir das hier einmal in aller Form dementieren: Hier in Dresden wird im allgemeinen recht verständlich geredet, und das mit allen möglichen sprachlichen Einfärbungen. Allein an der Fakultät Bauingenieurwesen hört man Hochdeutsch mit badischem, tschechischen, norddeutschen und anderen Ideolekten. Alles – außer sächsisch. Unser Sachse lässt sich nur auf Feiern hinreißen, den Muttersprachler zu geben.
Womit wir beim Thema wären: Man kann, dank der (nicht neuen, aber immer wieder lustigen) Initiative von Henning Thielemann vom Institut für Informatik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, seine eigenen Seiten in einer Parallelwelt anders klingen lassen. Wie das für den BauBlog aussieht? Gösddlisch!
Monat: Juni 2009
BauBlog auch auf sächsisch
Ist aus Beton und schwimmt!
Mit „Luftikuss“, „Aphrodite“, „Hefeboot“ und dem „entSpannRING“ wollen StudentInnen der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden neuen Zielen entgegenstreben: Es sind die Namen der Boote, mit denen sie auf der 12. Deutschen Betonkanu-Regatta antreten, die am 19. und 20. Juni auf dem Baldeneysee in Essen stattfindet. Alle zwei Jahre findet dieser Wettkampf statt – und seit 1992 ist ein Team der TU Dresden dabei. In den vergangenen Jahren erkämpfte man zahlreiche Preise im Konstruktionswettbewerb und trat mit traditionellen Booten (nicht übermäßig erfolgreich) zu den sportlichen Wettkämpfen an. Die Aufsehen erregenden Wasserfahrzeuge für die Offene Klasse („Ist aus Beton und schwimmt!“), in der vor allem Originalität zählt, wurden schon dreimal mit dem ersten Preis in dieser Kategorie prämiert. Der Gelbe Oktober, das erste U-Boot aus Beton und das Wasserrad Drehsden sind heute noch im bzw. auf der Wiese hinter dem Beyerbau zu bewundern. Auch in diesem Jahr sind wieder pfiffige Ideen umgesetzt worden: Ein Team aus etwa 25 BauingenieursstudentInnen, darunter sowohl erfahrene „Betonboot-Veteranen“ als auch jüngere Semester hat gedacht, konstruiert und gebaut. Unterstützt wurden sie dabei vom Institut für Baustoffe, der Fakultät für Bauingenieurwesen, dem Institut für Textil-und Bekleidungstechnik und zahlreichen Sponsoren.
Die grundlegende Idee für die Kanu-Klasse war der Wunsch nach einer glatten Betonoberfläche sowohl an der Außen- als auch Innenseite des Bootes. Zusätzlich zu einer bereits vor zwei Jahren verwendeten Außenschalung, deren Form sowohl gute Schwimmeigenschaften als auch eine effektive Membranwirkung der Betonbootsschale gewährleistet, wurde eine passende Innenschalung gebaut. Der Abstand der beiden Schalungen entspricht der resultierenden Wanddicke des Kanus und beträgt etwa 21 mm. Aus der zweischaligen Bauweise ergab sich die Möglichkeit, die Innen- und die Außenseite der Boote in verschiedenen Farben zu gestalten. Die Betonkanus der TU Dresden werden nämlich traditionell nicht lackiert, sondern aus mit Pigmenten eingefärbtem Beton hergestellt. Die Innen- und die Außenschalung wurden im ersten und zweiten Arbeitsschritt mit einer sehr dünnen Feinbetonschicht versehen und mit textilen Glasfasergelegen bewehrt. Um trotz der vergleichsweise großen Wanddicke (frühere Betonkanus kamen mit wenigen Millimeter aus) die Masse eines Bootes trotzdem insgesamt nur bei etwa 55 kg zu halten, wurde im dritten Arbeitsschritt der Zwischenraum mit einem extrem leichten Schaumbeton unter Verwendung von Blähglasgranulat als Zuschlag gefüllt. Die große Wanddicke erlaubte es auch auf einen umlaufenden Randwulst wie bei früheren Kanus zu verzichten, so dass das Boot einzig durch die gekrümmte Schalenform ausgesteift wird. Die Rohdichte des gesamten Kanus ist kleiner 1 g/cm3. Damit ist es praktisch unsinkbar. Die Luftblasen des Schaumbetons inspirierten zu den Namen der Kanus: Luftikuss, Aphrodite und Hefeboot.
Im Ausgleich zu den anstrengenden sportlichen Wettkämpfen ist das Dresdner Projekt für die Offene Klasse konsequent als Ort der Entspannung und des Müßiggangs gestaltet. Ob die Formgebung nun ursprünglich auf einen Rettungsring oder doch einen Donut zurückgeht, ist nicht mehr zweifelsfrei zu rekonstruieren. Jedenfalls bietet der entSpannRING! bequem Platz für neun Bastelkinder (so nennen sich die Betonkanubauer der TU Dresden gerne selbst), die sich mitten auf dem Wasser sonnen und von nervenaufreibenden Bootsrennen erholen wollen. Entsprechend einem (u.a. bei der Drehsden) erprobten Konstruktionsprinzip der Bastelkinder wird der entSpannRING! aus neun einzeln angefertigten Kreisringsegmenten zusammengesetzt und mit Gewindestäben zusammengespannt. Damit wird ein Transport des runden Ungetüms (Durchmesser: 4 Meter; Masse: etwa 600 Kilogramm) überhaupt erst möglich. Für die Fertigung der Kreissegmente wurde anfangs eine Positivform aus Holzspanten, Drahtgeflecht und Gips erschaffen, auf der anschließend eine Negativschalung aus glasfaserbewehrtem Kunststoff (GFK) hergestellt wurde. Mit Hilfe dieser GFK-Schalung wurden später alle Segmente betoniert. Wie im Betonkanubau üblich, wurde dabei ein Feinbeton mit sehr kleinem Größtkorn und hohem Zementanteil verwendet.
Dabei wurde aus zweierlei Gründen auf das zehnte Segment verzichtet und der Ring mit Absicht nicht geschlossen. Erstens findet dort der neuartige Flossen-Antrieb Platz, außerdem muss ja Platz sein für den Bord-Grill. Zum Zweiten will man zeigen, dass man mit sowohl an der Außen- als auch an der Innenseite des Rings liegenden Spanngliedern auch einen nicht geschlossenen Kreisring aus vorgespannten Segmenten bauen kann. Aus dem statischen Systems des offenen Kreisrings resultieren höhere Materialbeanspruchungen und damit auch höhere Anforderungen an die Fertigungstechnologie und die Materialeigenschaften des textilbewehrten Betons. Der entSpannRING! ist also eine echte Spannbetonkonstruktion – zum An- und zum Entspannen. Der gewählte Name bringt sowohl die grundlegende Konstruktionsidee und den Einsatzzweck als auch den Stolz der Erbauer auf ihr Werk und ihren Berufsstand auf den Punkt, ganz nach der Devise: „Kein Ding ohne Ing(enieur)!“
Während am entSpannRING! noch bis zum letzten Moment getüftelt wird, haben die neuen Betonkanus ihre erste Bewährungsprobe bereits am ersten Juniwochenende beim 32. BetonKanoRace in Roermond, Holland bestanden. Die Damenmannschaft der Bastelkinder entschied den 200 m Sprint für sich und außerdem konnte sowohl den Innovationspreis als auch den Pokal für das leichteste Kanu mit nach Hause nehmen.
SFB 528 gut ins Bild gesetzt
Die Welt am Sonntag gehört zu den Sponsoren der Ideen, Orte mit guten Ideen vorzustellen. Diesen Sonntag informierte sie über die Orte, die in dieser Woche ausgezeichnet werden – und der Sonderforschungsbereich 528 ist ja bekanntlich am kommenden Freitag ein Ort im Land der Ideen. Die Auszeichnung findet vor der Langen Nacht der Wissenschaft statt – und ist verbunden mit der Grundsteinlegung zum Spiel_Ort, einem studentischen Projekt aus Textilbeton, dem Stoff, der den SFB und seine über 50 Forscherinnen und Forscher beschäftigt.
„Deutschland – Land der Ideen“ ist die gemeinsame Standortinitiative von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Schirmherr der Initiative ist Bundespräsident Horst Köhler. Ihr Ziel ist es, im In- und Ausland ein zeitgemäßes Deutschlandbild zu vermitteln und die Stärken des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Deutschland zu betonen. Die Kernbotschaft vom Land der Ideen umfasst ein breites Themenspektrum, das die Initiative in ihre Aktivitäten einbindet: Sie macht technologische Innovationen sichtbar, setzt kreative kulturelle und gesellschaftliche Impulse und unterstützt wissenschaftlichen Forschergeist.
Der bundesweite Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ wird seit 2006 gemeinsam mit dem Projektpartner Deutsche Bank durchgeführt. Im Rahmen dieser größten Veranstaltungsreihe Deutschlands präsentiert sich an jedem Tag im Jahr ein Unternehmen, eine Institution, eine soziale oder kulturelle Einrichtung als „Ausgewählter Ort“ der Öffentlichkeit und stellt damit neben Ideenvielfalt und Kreativität auch auch das Engagement der Menschen in Deutschland unter Beweis. Am kommenden Freitag wird Friedbert Damm, Deutsche Bank Dresden, den SFB 528 in Anwesenheit der sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, als „Ausgewählter Ort“ im Land der Ideen auszeichnen.
Große Stahlbauexkursion 2009
In der Woche nach Pfingsten fand die diesjährige dreitägige „Große Stahlbauexkursion“ der Fakultät Bauingenieurwesen statt. Die 36köpfige Gruppe aus Studierenden des 2. bis 10. Semesters sowie Prof. Stroetmann und Lars Sieber von der Professur für Stahlbau steuerten auf ihrer Busreise durch Mittel- und Westdeutschland zahlreiche interessante Ziele an.
Nach einem frühen Start gegen 6:30 Uhr vor dem Beyerbau ging es zuerst auf die Baustelle der Riesentropenhalle „Gondwana-Land“ des Leipziger Zoos. Hier wird im Moment durch das Unternehmen Eiffel Deutschland Stahltechnologie die Dachkonstruktion der Halle als Stabwerkskuppel aus Stahlhohlprofilen mit einer freien Spannweite von 154 m und einer Höhe von ca. 35 m montiert. Danach stand der Besuch der Nessetalbrücke, einem Brückenneubau im Zuge der BAB A4 auf dem Programm. Die 416 m lange, neunfeldrige Stahlver-bundbrücke mit Stützweiten von bis zu 52 m besteht aus zwei getrennten Überbauten. Der nördliche befindet sich bereits in der Endlage, der südliche wird derzeit noch montiert und eingeschoben. Das Abschlussprojekt des ersten Tages war das PalaisQuartier in der Frankfurter Innenstadt. Zu diesem Gebäudeensemble gehören Hochhäuser mit 99 und 136 m Höhe, das nach historischem Vorbild wieder aufgebaute Thurn-und-Taxis-Palais und die Shoppingmall MyZeil mit der imposanten freigeformten Stahl-Glas-Konstruktion für Dach und Fassade.
Der zweite Tag begann mit der Besichtigung der Stahlbaufertigung von Donges Steeltec, eines der größten Stahlbauunternehmen Deutschlands. Im Anschluss ging es nach Luxemburg zum Werk von ArcelorMittal in Belvaux. Während bei Donges große Bauteile für Kesselgerüste und Brücken in der Fertigung beeindruckten, waren bei ArcelorMittal das Erschmelzen von Stahlschrott im Elektroofen und die Stranggussanlage für die „Beamblanks“ besonders interessant.
Eines der beiden Highlights am letzten Tag war der Besuch der Baustelle an der Kennedybrücke in Bonn. Die 1948/49 erbaute dreifeldrige Vollwandträgerbrücke mit einer Spannweite von 195,8 m in der Mittelöffnung wird derzeit saniert. Darüber hinaus wird der Brückenquerschnitt verbreitert, da diese wichtige Rheinquerung den stetig steigenden Verkehrsanforderungen angepasst werden muss. Das letzte aber nicht weniger spektakuläre Ziel der Exkursion war die Baustelle des Fußballstadions BayArena in Leverkusen. Nach dem Rückbau des alten Stadiondaches werden derzeit das gesamte Stadion sowie angrenzende Flächen durch ein kreisrundes speichenförmiges Dachtragwerk mit einer Haut aus Polykarbonatplatten überspannt. Der äußere Druckring besteht aus einem Kreishohlprofil mit rund 1 m Durchmesser, der von zigarrenförmigen V-Stützen gelagert wird.
Der spätgotische Gewölbebau und seine Bedeutung für die Ingenieurbaukunst
Im Rahmen der Reihe „Seminar für Bauwesen“ spricht am kommenden Donnerstag (18.06.2009) Dr.-Ing. David Wendland (TU Dresden, Philosophische Fakultät) zum Thema „Der spätgotische Gewölbebau und seine Bedeutung für die Ingenieurbaukunst“. Die Veranstaltung beginnt 18:30 Uhr im Hörsaal 2 des Hörsaalzentrums, Bergstraße 64. Die ursprünglich geplante Veranstaltung „Visionen für Dresden – Das Konzerthaus im Spannungsfeld von Musik- und Baukultur“ entfällt.
Ehrenpromotion Werner Sobek
Die TU Dresden hat gestern dem international gefragten Ingenieur und Architekten Werner Sobek für seine Verdienste um die Entwicklung der modernen Architektur, insbesondere im Hinblick auf das schöpferische Zusammenwirken von Architekten und Ingenieuren und sein Engagement für ein Umdenken im Bauen für die Zukunft, den akademischen Grad „Doktor der Ingenieurwissenschaften Ehrenhalber“ (Dr.-Ing. E. h.) verliehen.
Werner Sobek hat in Stuttgart Bauingenieurwesen studiert, sich aber schon früh während des Studiums bei den Architekten umgeschaut – und nicht nur dort. „Werner Sobek durfte bei solch hervorragenden Lehrern wie Jürgen Joedecke, Klaus Linkwitz, Jörg Schlaich und Frei Otto studieren. Aber das schien noch nicht genug zu sein. Er begann sich für den Straßenbau, das Textilingenieurwesen, den Flugzeug- und den Automobilbau zu interessieren und entsprechende Vorlesungen zu besuchen. So wurde er mit den verschiedensten Denk- und Vorgehensweisen sowie mit den unterschiedlichsten Ansichten und Sprachwelten vertraut“, sagte der Dekan der hiesigen Fakultät Architektur, Prof. Wolfram Jäger, in seiner Laudatio. Eines wurde klar in der Laudatio: Werner Sobek hat, bevor er selbst sein Wissen ausbreitete, begierig das der Anderen aufgesogen – fachliche wie kulturelle Grenzen überschreitend (und nationale sowieso). Noch einmal Prof. Jäger: „Werner Sobek zählt heute zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Bauwesens im Hinblick auf die Verbindung von Architektur und Ingenieurwesen. Er steht in der vordersten Front der modernen Bautechnik und lotet alle ihre Möglichkeiten mit großer Sensitivität aus. Er spannt dabei den Bogen vom Material über das System bis hin zur integralen Lösung unter den Prämissen unserer Zeit, nachhaltig und bewusst zu bauen und Natur und Umwelt dabei zu schonen.“
Prof. Rainer Schach überbrachte als Dekan Grüße der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden: „Durch die Ehrenpromotion der Fakultät Architektur erhalten die zahlreichen persönlichen Kontakte, die zwischen Werner Sobek und den Mitgliedern der Fakultät Bauingenieurwesen teilweise schon seit vielen Jahren bestehen, eine neue Dimension. Ich würde mich daher freuen, wenn dadurch unsere Forschungen neue Motivationen, Ideen und Unterstützungen erhält. Ich denke dabei insbesondere an unseren Sonderforschungsbereich „Textilbewehrter Beton“ und an unsere Forschungen im Bereich des Glasbaus und der Nachhaltigkeit“, sagte Prof. Schach.
Wie sehr Werner Sobek faszinieren und in den Bann ziehen kann, merkte die Festversammlung im Anschluss an die Überreichung der Ehrendoktorwürde durch den Rektor der TU Dresden, Prof. Hermann Kokenge: Sein Dank fiel so herzlich, so persönlich, so glaubwürdig aus, dass im Hörsaal anwesende Lehrer von ihm sichtbar mit den Tränen kämpften. Und in der anschließenden 45minütigen Vorlesung, um die man Prof. Sobek gebeten hatte, hingen ihm alle an den Lippen – auch diejenigen, bei denen Werner Sobek als Student einmal das kleine Einmaleins des Bauingenieurwesens gelernt hat. Standing ovation, langer Beifall für einen, dem man die Ehrendoktorwürde von Herzen gönnt.
Ein Ort der Ideen und die Lange Nacht der Wissenschaft
Am 19. Juni 2009: SFB 528
Der Sonderforschungsbereich 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ wird am 19. Juni ausgezeichnet: Er ist ein Ort im Land der Ideen. Im Rahmen einer Festveranstaltung, zu der auch die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange erwartet wird, erhält der Sprecher des SFB 528, Prof. Manfred Curbach, die Auszeichnung für das über 50köpfige Wissenschaftsteam von Friedbert Damm, Direktor Deutsche Bank.
Die Nahtstelle zur Langen Nacht findet zwischen den beiden Veranstaltungen statt: Das studentische Projekt Spiel_Ort, bei dem hinter dem Beyer-Bau ein Ort der Kommunikation aus Textilbeton entsteht, tritt in eine neue Phase: Die der Realisation. Studenten des Bauingenieurwesens und der Architektur haben in den vergangenen Monaten intensiv zusammengearbeitet, um das Projekt von der ersten Idee über die Ausführungsplanung bis zum ersten Meter des Bandes voran zu treiben. Die öffentliche Grundsteinlegung des ersten Elements findet gegen 17 Uhr auf der Wiese hinter dem Beyer-Bau statt.
Anschließend geht es nahtlos über in die Lange Nacht der Wissenschaft, für die die Bauingenieure ein Non-Stop-Programm aufgestellt haben. Unter dem Leitthema „Faszination Bauen„gibt es spannende Versuche und Experimente, interessante Laborführungen und – erstmals in der Geschichte der Langen Wissenschaftsnacht – eine „Offene Universität“, bei der Professoren in fünf zehnminütigen Kurzvorlesungen Open Air ein spannendes Thema aus dem Bauingeneurwesen erklären.
Dass Bauingenieure über den Tellerrand ihres Fachgebiets hinausschauen, zeigt schon die Würdigung als Ort im Land der Ideen. Aber nicht nur wissenschaftlich sucht man Kontakt und Inspiration von dritter Seite, sondern auch kulturell: Die MediClowns (beziehungsweise drei von ihnen) bilden den Rahmen während der Feierstunde, und die Dresdner Band Cosmic Noise spielt während der Langen Nacht bei den Bauingenieuren auf der Bühne Rockmusik. Und dass die dritte Komponente des Wohlfühlens (nämlich Essen vom Grill und etwas zu trinken) auch nicht zu kurz kommt, ist selbstverständlich: Auf die Studentinnen und Studenten der Fachschaft der Fakultät Bauingenieurwesen ist Verlass!
Eine Übersicht über das Programm gibt es im Flyer und auf den Seiten zur Langen Nacht.
Junge Bauingenieure ausgezeichnet
Sebastian Merkel, Absolvent des Studienganges Bauingenieurwesen der TU Dresden, erhielt für seine Diplomarbeit „Experimentelle und numerische Untersuchung von Hybridkonstruktionen aus Stahl und textilverstärkter Membran“ den Preis der sächsischen Bauindustrie. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert. Er wurde im Rahmen des 17. Sächsischen Bautages in Dresden am 5. Juni 2009 vom Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt nun bereits zum sechsten Mal verliehen und zeichnet innovative und zukunftsweisende Abschlussarbeiten in den Fachbereichen Bauingenieurwesen und Architektur aus.
Mit dem Prädikat „Engere Wahl“ wurden die Diplom-Arbeiten von Daniela Bayer („Untersuchung der Rissausbreitung in faserverstärkten Verbundmaterialien mit spezieller Anwendung auf textilbewehrten Feinbeton“) sowie von Roland Hereth und Johannes Pätzold („Städtebaulicher Masterplan und Ausformulierung eines Forschungsgebäudes für die Bayer Schering Pharma AG, Standort Berlin-Wedding“), ebenfalls jeweils TU Dresden, gewürdigt. Das Sonderpreisgeld von je 500 Euro wurde von der Bilfinger Berger AG gestiftet.
Der Präsident des Bauindustrieverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt, Bernd Busse, hob zur Auszeichnungsveranstaltung hervor, dass der Freistaat Sachsen als einziges Bundesland erlaube, den Diplom-Abschluss im Bauingenieurwesen über 2010 hinaus zu verleihen. Dieses Modell habe Vorbildcharakter. Daher fordere der Verband, das sächsische Modell bundesweit zum Vorbild zu nehmen und den Diplom-Grad in Form einer Doppelurkunde mit Übereinstimmungsvermerk parallel zum Bachelor- und Master-Abschluss zu verleihen.
Berufswelt Projektmanagement
Am 10. Juni um 18.30 Uhr im Zeunerbau, Raum 148 findet aus der Reihe „Berufswelt Projektmanagement“ ein Vortrag zum Thema „Vorstellung der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) und des Managements von EU-Förderung“ statt. Referent ist Frank Bösenberg, Eurogrant GmbH.
Frank Bösenberg studierte an der TU Dresden Bauingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwissenschaften im Aufbaustudium. Er startete als Projektassistent im Baugewerbe ins Berufsleben. Seit 2005 arbeitet er als Projektmanager für Bildungs-, Kooperations- und Forschungsprojekten im European Project Center (EPC) an der TU. Er ist zertifizierter Projektmanagement-Fachmann des GPM und gründete im Mai 2009 sein eigenes Unternehmen Eurogrant GmbH.
Weitere Informationen zur Veranstaltung auf den Seiten des Career Service der TUD.
Textilbeton auf dem Weg in die Praxis
Ein großer Erfolg war die Doppeltagung „Textilbeton – Theorie und Praxis“ mit der CTRS4 des Sonderforschungsbereichs 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ und der 1. Anwendertagung des Deutschen Zentrums Textilbeton. Das 4. Kolloquium zu textil bewehrten Tragwerken (4th Colloquium on Textile Reinforced Structures) stellt die Fortschritte der beiden von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiche 528 (Dresden) und 532 (Aachen) vor. Die Beiträge – und das ist eine Besonderheit dieser Tagung – stammen ohne Ausnahme von Nachwuchswissenschaftlern. Ein aufwändiges Begutachtungsverfahren für alle Beiträge des Kolloquiums garantierte hohen Qualitätsstandard: Jeder Beitrag wurde durch jeweils zwei für die Verfasser anonyme Gutachter beurteilt.
Dieses Verfahren hat sich gelohnt: Am Ende der Tagung attestierten die Teilnehmer den Referentinnen und Referenten, dass die Beiträge rund um den Textilbeton von hervorragender Qualität waren. Eine Abstimmung mit den Füßen gab es auch: Zum Tagungsende (immerhin am späten Freitag Nachmittag) war der Hörsaal im Andreas-Schubert-Bau so gut gefüllt wie zu Beginn. Die Beiträge aus den Bereichen Textiltechnik, Verbund, Dauerhaftigkeit, Numerische Simulation, experimentelle Techniken, Tragverhalten, Anwendung und Produktionstechnik werden übrigens – ein Novum für die Fachtagungen des Sonderforschungsbereichs – demnächst online stehen und somit allen Interessierten zur Verfügung stehen. „Diese Art der Veröffentlichung des Open Access leistet einen wichtigen Beitrag nicht nur bei der Verbreitung der mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entstandenen Forschungsergebnisse, sondern auch bei der Markteinführung des textilbewehrten Beton, indem die Erkenntnisse Jedermann zur Verfügung stehen.“ sagte bei seiner Begrüßung Prof. Manfred Curbach, Sprecher des veranstaltenden SFB 528.
Dass der Textilbeton die übersichtliche Welt der Grundlagenforschung verlässt und die große Welt des realen Lebens zu erobern beginnt, spürte man aber auch sonst: Waren bei der ersten Tagung der beiden SFB von 29 Vorträgen ein oder vielleicht zwei Beiträge anwendungsnah, konnte man bei der CTRS4 ein Verhältnis von zwei Dritteln Grundlagenforschung und einem Drittel Themen mit Bezug zur Baupraxis feststellen. Und die 1. Anwendertagung des Deutschen Zentrums Textilbeton, das vor anderthalb Jahren in Dresden gegründet wurde, um die Ergebnisse der Grundlagenforschung in die Praxis zu überführen, machte es noch deutlicher: Was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforscht haben, wird sich im Markt durchsetzen. Die anwesenden Vertreter namhafter Firmen waren durchweg optimistisch und sagten dem neuen Verbundwerkstoff eine große Zukunft voraus. Und an den Ständen der Fachausstellung, die im Vorraum der Tagung aufgestellt waren, entspannen sich schon konkrete Gespräche… Prof. Peter Offermann, Vorstandsvorsitzender des TUDALIT Markenverbands, der sich für den Schutz der Marke TUDALIT als Qualitätsbezeichnung für den innovativen Verbundwerkstoff Textilbeton einsetzt, kündigte zum Schluss der Tagung dann auch schon die 2. Anwendertagung an: Sie soll spätestens in zwei Jahren wieder in Dresden stattfinden.