TUD-Forschungsbericht 2007

Der Forschungsbericht 2007 der TU Dresden ist erschienen (noch nicht online, aber im Dekanat als wirkliches Buch erhältlich) und mit ihm auch die CD „Treffpunkt Forschung – Transfer Direct 2007/2008“. Beide Medien bieten einen Überblick über die Forschung an der TU Dresden – die zeigt, wie Rektor Prof. Hermann Kokenge im Vorwort schreibt, dass „die TU Dresden bundesweit durchaus in der Liga excellenter Universitäten mithalten kann“.

Die Bauingenieure sind mit ihrer Grundlagenforschung zum textilbewehrten Beton im SFB 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ vertreten (S. 75ff im Buch). Außerdem kommen sie natürlich auch im tabellarischen Teil vor, wie alle anderen Fakultäten auch. Hier offenbart sich allerdings ein Manko: Der Bericht kann nur das widergeben, was auch eingetragen ist im Forschungsinformationssystem der TU Dresden – und dafür sind die einzelnen Professuren zuständig! Die Zahl der wissenschaftlichen Abschlussarbeiten (wozu auch Diplomarbeiten gehören) und der Veröffentlichungen lässt darauf schließen, dass da längst nicht alle mitmachen.

Soweit die eher guten Nachrichten. Schade ist, dass im Web der Klick auf forschungsinfo.tu-dresden.de/html/ den Browser mit allen geöffneten Fenstern auf das vom Hersteller der Seiten gewünschte Format zwangsverkleinert – das macht man eigentlich nicht so und wird viele Nutzer ärgern (weswegen es hier auch nicht verlinkt ist). So richtig nach gültigen Webstandards ist die Seite mit ihren Frames auch nicht gebaut…

Schade auch, dass die CD immer noch für Windows gemacht ist und beispielsweise auf dem Mac nicht richtig läuft. Aber nächstes Jahr gibt es ja wieder einen Forschungsbericht.

Beton-Blätter in Hellerau

Eindrücke der Vernissage

Bilderbogen Ausstellungseröffnung.

Mehr Bilder!

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des polnisch-sächsischen Wirtschaftsforums war es die Abrundung des Tages, für Freunde und Fans des Dresdner Künstlers Einhart Grotegut die erste Gelegenheit, zu sehen was ihn in den vergangenen Monaten so umtrieb: Im wunderschönen Raum „Tessenow“ des GebäudeEnsembles Deutsche Werkstätten Hellerau wurde gestern Abend die Ausstellung „Beton-Blätter“ eröffnet.

Alles war Textilbeton an dem Abend – die Bilder von Einhart Grotegut, die eigens für diesen Abend im Otto-Mohr-Labor gebaute Trommel von Christoph Dehne (der zusammen mit Torsten Lang an der Gitarre die musikalische Umrahmung gestaltete) und die (dann aber traditionell bepflanzten) Blumentöpfe, die die Dekanatsrätin der Fakultät Bauingenieurwesen, Anett Joerß, dem Künstler und dem Redner des Abends überreichte.

Dr. Wilhelm Zörgiebel vom GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau begrüßte die Anwesenden. Der Hausherr hatte die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt – sein Beitrag, Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst am geschichtsträchtigen Ort Hellerau zusammen zu bringen.

Die Rede zur Ausstellungseröffnung hielt Ulrich van Stipriaan – und weil mehr polnische Gäste als gedacht erschienen waren, hatte einer der Gäste spontan die Aufgabe übernommen, den Beitrag ins Polnische zu übersetzen: Artur Matwijów vom Europa-Forum in Breslau. Die Rede (zumindest deren deutscher Teil) ist nachzulesen auf den Seiten, die der Textilbeton-Kunst gewidmet sind.

Die Ausstellung ist vom 5. bis 19. September jeweils von 15 bis 20 Uhr geöffnet (am 14. September – dem Tag des offenen Denkmals, bei dem man auch die Gebäude der Deutschen Werkstätten Hellerau besichtigen kann, von zehn bis 20 Uhr).

Beton-Blätter

UVS
4. September 2008

Rede zur Ausstellungseröffnung mit Werken von Einhart Grotegut, Deutsche Werkstätten Hellerau, 4. September 2008

Das, meine Damen und Herren, waren Christoph Dehne am Schlagzeug und Torsten Lang an der Gitarre. Christoph Dehne arbeitet zur Zeit am Institut für Massivbau der TU Dresden – ein Ferienjob mit Wirkung: Eine der Trommeln hat er sich, nachdem wir diesen Termin hier ausgemacht haben, im Otto-Mohr-Labor mit Hilfe der dortigen Fachleute selbst hergestellt – sie ist aus Textilbeton!

Beton. Was fällt Ihnen zu Beton ein?
Zwei Antworten aus dem Volk:
„Betonkopf“. Nicht schmeichelhaft.
„Betonwüste“. Auch nichts Feines.

Eine Antwort aus der Technischen Universität:
„Beton ist mengenmäßig betrachtet der mit Abstand wichtigste Baustoff in den Industrienationen und hat sich mittlerweile dank kontinuierlicher Entwicklungsarbeiten vom billigen Massenbaustoff zu einem Hightech-Material mit quasi beliebig einstellbaren Eigenschaften gemausert.“ Das klingt doch schon anders, offensichtlich spricht hier ein Fan. Aber als Bauingenieur könnte er natürlich befangen sein – also fragen wir, um zum Thema zu kommen, einen Künstler, der sich mit einem ganz neuartigen Beton auseinander gesetzt hat: „Im Textilbeton stecken einen Menge faszinierender Möglichkeiten drin – die sind sicher noch längst nicht alle erkannt!“

Sie ahnen es: Einhart Grotegut ist der Künstler, der dieses in einem Gespräch sagte. Er war, nein: er ist! wirklich fasziniert, aber er sprach nicht einfach von Beton, sondern von Textilbeton. Was ist denn das schon wieder?

Textilbeton ist, wenn man das mal so salopp formulieren darf, das ganz große Ding. Wir machen jetzt mal drei Minuten Bauingenieurwesen für Anfänger – aber keine Angst, es endet nicht mit einer Prüfung!

Sie kennen alle Stahlbeton, und wenn Sie es nicht wissen, so ahnen Sie zumindest, dass die hübschen Stahlmatten eine Funktion haben in den Bauten, wo sie in den Beton gebracht werden. Beton vermag großem Druck stand zu halten, doch nur rund ein Zehntel dieser Kraft verträgt er bei Zugbeanspruchung. Deswegen wird dem Beton Stahl als Bewehrung beigefügt. Stahl verkraftet den Zug prima – aber das ideale Paar hat dennoch seine Tücken: Stahl neigt zum Rosten, weshalb er mit einer genügend dicken Schicht von Beton umgeben sein muss, die das Rosten verhindert. Die Kombination beider Stoffe führt dann sozusagen konstruktionsbedingt zu einer bestimmten Mindestdicke und damit auch zu einer bestimmten Masse.

Nun hatten schlaue Köpfe an der TU Dresden vor einigen Jahren eine gute Idee: Statt Stahl nahmen sie alkaliresistente Glasfasern, um schlanke, leichte und korrosionsbeständige Bauten zu erstellen. In einem Sonderforschungsbereich untersuchen seit neun Jahren mehrere Dutzend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, was da mit und in diesem neuen Verbundstoff abgeht – wie Kräfte wirken, wo was reagiert: Trockene Wissenschaft zwar, aber zielorientiert und natürlich darauf bedacht, die Ergebnisse der Forschung möglichst bald im Alltag einsetzen zu können.

Und was hat das nun mit Kunst zu tun? Ganz einfach: Die Wissenschaftler wollten etwas tun, um die teilweise doch sehr theoretischen Ergebnisse der Grundlagenforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine von vielen Ideen war, einen Künstler zu bitten, sich mit dem neuen Werkstoff Textilbeton auseinander zu setzen. Die Ergebnisse – wie auch immer sie geraten würden – sollten dann in einem Kalender veröffentlicht und in einer Ausstellung gezeigt werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Förderer des SFB 528 nahm diese Idee begeistert auf und unterstützte sie finanziell.

Sie ahnen es: Der Künstler ist Einhart Grotegut. Er ist ein ewig Forschender und Fragender, auch wenn er das seit einigen Jahren nicht mehr an der TU Dresden macht. Er hat an der TU Architektur studiert, vorher auf dem Weg zum Abitur schulbegleitend Maurer gelernt – das Bauen und der Umgang mit Baustoffen sind ihm also nicht fremd. Grotegut malt und zeichnet seit 1975. Da war er 22 Jahre jung und studierte noch. Im Architekturstudium erhielt er die solide Ausbildung, die neben dem kreativen Geist unabdingbar ist, um solide Arbeiten abliefern zu können. Der Dresdner Maler Hans Kinder und der Künstler-Architekt Jürgen Schieferdecker prägten ihn und seine Arbeiten.

Groteguts Arbeiten waren schon immer vielschichtig. Früh hatte er angefangen, sich für Geschichte zu interessieren. Und so wie man Geschichte ablesen kann (wenn man es denn zu deuten weiß), wenn man sich durch verschiedene Schichten in die Tiefe buddelt, so geht Einhart Grotegut bei seinen Bildern den umgekehrten Weg: Schicht um Schicht baut er auf und collagiert, was die Zeit decollagiert hat. Das grotegutsche Prinzip des Malens in Schichten hat er schon immer mit stets anderen, für ihn neuen Materialien dekliniert. Zeichungen, Radierungen, dieselben mit Erde übermalt. Es gab Rosshaare und Rostiges, es gab Gold und Feuer, das die Bilder gezielt zerstörte. Experimentierfreudig war Grotegut schon immer!

Und dann kommen die Bauingenieure und bitten ihn, mit Textilbeton zu arbeiten. Nur zögerlich sagte der Künstler zu – Beton klang ihm denn wohl auch anfangs eher befremdlich. Spannend war zu verfolgen, wie er sich dem Material näherte: Der Künstler wurde zum Forscher, zum Fragenden, zum Hinterfragenden. Er ging in die Labore der TU Dresden, unterhielt sich mit Professoren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit Facetten von Textilbeton zu tun hatten. Grotegut las Vorträge und kämpfte mit Power-Point-Foliensätzen, er studierte wissenschaftliche Veröffentlichungen.

Das Gemeine an seinem Auftrag war, dass er alle Freiheiten hatte. Es gab keine Vorgaben außer dem Wunsch, einen Kalender publizieren zu wollen – was die Zahl der Kunstwerke halbwegs festlegte. Die Faszination des leicht formbaren Materials inspirierte Grotegut zuerst zu einigen Plastiken – bei denen der gelernte Baufacharbeiter die Eigenschaften des neuen Materials ausprobierte und ausreizte. Dabei gab es reichlich Erkenntniszuwachs, denn nicht immer klappte alles. Aber das sollte nur ein Ausprobieren, ein Vorspiel sein, was ihn nicht wirklich befriedigte. Doch eines Tages begriff der Künstler Grotegut das Material in seiner vollen Komplexität: Er nutzte es, um mit dem Textil­beton zu malen!

Grotegut mischt Farbpigmente in den Beton, nutzt die Textilien nicht nur zur Verstärkung, sondern auch als Bildbestandteil, lässt die Filamente bewusst den Rahmen sprengen, den das Bild sich gibt. Die verschiedenen Lagen hauchdünnen Betons überdecken sich und scheinen durch – einige Bilder sind zweiseitig ausgestaltet. Das Material ist gleichzeitig sowohl Bildgrund als auch das zu betrachtende Kunstwerk: Einhart Grotegut ist sich selbst treu geblieben, aber seine Bilder aus Textilbeton sind in eine neue Dimension vorgestoßen. Sie folgen dabei im besten Sinn dem Geist von Antoine de Saint-Exupéry: „Kunst ist nicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt,“ sagte er, „sondern wenn es nichts gibt, was man weglassen könnte.“

DANK
an Dr. Wilhelm Zörgiebel vom GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau. Er ist einer der beiden Geschäftsführenden Gesellschafter und eigentlich eher für Vermietungen hier zuständig – uns hat er die Räumlichkeiten so überlassen, was wir ganz toll finden. Wir haben gestern bei einer Vorab-Besichtigung vereinbart, dass mindestens fünf von Ihnen hier Kunst kaufen und wir dann vom Erlös die nächste Ausstellung gegen reelle Miete in diesem wunderschönen Raum veranstalten.

Dank an Mario Kristen, der das Polnisch-Sächsische Wirtschaftsforum organisiert hat und uns spontan mit ins Programm mit aufgenommen hat mit dieser Ausstellungseröffnung. Am Nachmittag während des Forums hat Dr. Frank Jesse, der Geschäftsführer des SFB 528, noch über die wirtschaftlichen Aspekte des Textilbetons referiert – ich hoffe, dass die Kunst eine passende und inspirierende Abrundung des Themas bietet.

Dank auch allen, die im Vorfeld und hinter den Kulissen geholfen haben – an der TU, hier in Hellerau. Ich nenne keine Namen – aber ihr wisst schon, dass es ohne Euch nicht gegangen wäre.

Und nun, zum Abschluss, noch einmal Betonmucke!

Ausstellung Beton-Blätter

Kunst mit Textilbeton
Einhart Grotegut in Hellerau

Einhart Grotegut hat im vergangenen Jahr mit Textilbeton experimentiert und die trockene Grundlagenforschung eines Sonderforschungsbereichs (des SFB 528) kunstvoll interpretiert: Beton-Blätter entstanden, bei denen es keine Leinwand gibt: Textilbeton ist bei Grotegut Grundlage und Bild in einem. Dem grauen Baustoff mischt der Dresdner Künstler Farbpigmente bei und trägt Schicht um Schicht hauchdünn neue Informationen auf, ritzt mit einem Spachtel Formen in das Bild – ein langwieriger kreativer Prozess, der zu erstaunlichen Ergebnissen führt.

Vom 5. bis zum 19. September werden Groteguts Beton-Blätter erstmals in einer öffentlichen Ausstellung gezeigt: Im Raum „Tessenow“ (Haus A, OG) des GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau. Öffnungszeiten sind täglich 15 bis 20 Uhr, am Tag des offenen Denkmals (14. September) von 10 bis 20 Uhr.

Zur Ausstellungseröffnung am 4. September um 20 Uhr, die im Rahmen des fünften Polnisch-Sächsischen Wirtschaftsforums stattfindet, spricht Ulrich van Stipriaan die einführenden Worte, die musikalische Umrahmung gestalten Christoph Dehne (Drums) und Torsten Lang (Gitarre) – und selbstverständlich ist der Künstler (im Bild während der Aufbauarbeiten gestern in Hellerau) anwesend und steht für Gespräche zur Verfügung.

Auf der Seite www.textilbeton-kunst.de gibt es vorab Informationen über einige der Werke, die als Kalender des Sonderforschungsbereichs 528 gedruckt wurden.

Einen Film mit dem Künstler beim Herstellungsprozess gibt es auch – er wurde im Rahmen von DFG Science TV gedreht.

Ausstellung mit Groteguts Textilbeton-Kunst

AusstellungsplakatPlakat zur Ausstellung „Beton-Blätter“

Einhart Groteguts Beton-Blätter sind erstmals in einer öffentlichen Ausstellung zu sehen: Vom 5. bis zum 19. September werden die Werke im GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau, Moritzburger Weg 67, 01109 Dresden (Raum „Tessenow“, Haus A. 2. Obergeschoss) gezeigt. Öffnungszeiten: 15 bis 20 Uhr – und am Tag des offenen Denkmals (14. September) von 10 bis 20 Uhr.

In seinen Bildern führt Grotegut zwei Welten zusammen, die man bislang nicht miteinander in Verbindung gebracht hat: Kunst und (Textil-)Beton. Es gibt keine Leinwand: Textilbeton ist bei Grotegut Grundlage und Bild in einem. Dem grauen Baustoff mischt der Dresdner Künstler Farbpigmente bei und trägt Schicht um Schicht hauchdünn neue Informationen auf, ritzt mit einem Spachtel Formen in das Bild – ein langwieriger kreativer Prozess, der zu erstaunlichen Ergebnissen führt.

Die Auseinandersetzung mit dem neuen innovativen Baustoff begann als Auftragsarbeit für den Sonderforschungsbereich 528: Grotegut sollte die oft abstrakte Grundlagenforschung mit seinen Mitteln visualisieren. Am Ende der Auseinandersetzung mit dem auch für ihn neuen (und neuartigen!) Werkstoff entstanden einige Plastiken und 15 großformatige Bilder – von denen 13 als „Beton-Blätter“ in einem Kalender 2008 publiziert wurden.

Eine Auswahl der Kunst aus Textilbeton wurde bei der (erfolgreichen) Begutachtung des Sonderforschungsbereichs 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ im Beyer-Bau gezeigt – die Ausstellung im GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau ist die erste öffentliche Präsentation der Beton-Blätter.

Die Vernissage findet am 4. September um 20 Uhr im Rahmen des fünften Polnisch-Sächsischen Wirtschaftsforums statt. Die einführenden Worte spricht Ulrich van Stipriaan, die musikalische Umrahmung gestalten Christoph Dehne (Drums) und Torsten Lang (Gitarre) – und selbstverständlich ist der Künstler anwesend und steht für Gespräche zur Verfügung.

Kentern – Kentern – Kentern – Kentern – Siegen

Kanurennen

Ende des Rennens für Ralph und Pia: Auf dem Rettungsboot der DLRG. Die Betonbootehre rettete Mario Warthemann – als Juniorweltmeister im Kanadier zeigte er, was ein Profi aus dem Betonboot heraus holen kann.

Großes Hallo auf der Unstrut bei Roßleben: Die Klosterschule hatte neun Kanus gekauft und wollte sie erstens taufen und zweitens mit einem Rennen auch gleich ins Wasser schicken. Das ist ja schon Grund genug für freudige Unruhe – aber zusätzlich gab es einen Hingucker: Die TU Dresden hatte eins ihrer Betonboote nach Roßleben gebracht: Die K-Frage, Jahrgang 2005 und ein schnittiges – aber kibbeliges – Rennboot aus Textilbeton sollte quasi als Ehrengastboot mitmachen. Im Boot das Dreamteam der DFG Science TV-Serie: Ralph und Pia.

Ausgesprochen durchtrainierte Kanuten sind beide nicht – Pia ist vor drei Jahren das letzte Mal mit diesem Boot gefahren, Ralph noch gar nicht – und zusammen saßen sie auch noch nicht im Boot. Aber sie waren sich sicher: Wir werden im Rennen gut abschneiden! Gut abschneiden wollten auch die Klosterschüler -aber sie haben ein Ruderzentrum und trainieren kräftig. Und dann war da noch ein Gegner: Das Promiboot mit der Schuldirektorin Meyer, dem Kanadier-Juniorweltmeister Mario Warthemann und dem Mach-dich-ran-Moderator Mario D. Richardt. Das „Ran“-Team filmte alles – und man wird es nach der Sommerpause im September sehen können.

„Wie, das soll schwimmen und auch noch gewinnen?“ Die Roßleber zweifelten: Drei Millimeter dünn, 35 Kilo leicht ist das Boot „K-Frage“. Beton und eine Lage textile Bewehrung sind im Boot – nicht viel. Aber für ungeübte Kanuten noch schlimmer: Das Boot wurde nach Daten eines C2-Kanadiers des Institutes für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin gebaut – es ist also eigentlich eher was für Profis. Schon vor dem Rennen kenterte es zweimal, aber dann schafften es Ralph und Pia doch noch an den Start.

Weniger Meter stromauf später geriet das Boot allerdings in der Unstrut wilde Strömung – und kenterte. Während die anderen beiden Boote das Rennen weiter fuhren, machten Ralph und Pia sich wieder fit, um auf dem Rückweg der anderen mit einer NasenBootslänge voraus wenigstens als erste durchs Ziel zu kommen. Viel Beifall für diese schelmische Aktion, die der Wassergott der Gerechtigkeit dann gleich nochmals mit einem Kentern bestrafte…

Die Betonbootehre rettete dann beim abschließenden Showrennen der Weltmeister: Souverän nutzte er die K-Frage als Kajak (K wie Kajak? Keine Frage!) und hängte die Konkurrenten – die jeweils zu zweit paddelten – ab. Applaus, Applaus, Applaus!

Textilbeton-Tagung mit Wow-Effekt

Es waren keineswegs nur die Projektbeteiligten, die den berühmten Aha-Effekt hatten – ob während der zahlreichen Fachvorträge oder bei den intensiven Gesprächen in den Pausen: Hochgezogene Augenbrauen und überraschte „Wow! Das geht?!!“-Sprüche waren beredtes Zeichen für die Innovationskraft, die in dem neuen Verbundbaustoff Textilbeton steckt. Zwei Tage lang trafen sich in Hellerau Experten und Anwender, um das Machbare auszuloten (siehe Vorbericht). Und es ist viel machbar…

Wissenschaftler aus dem Dresdner Sonderforschungsbereich 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ waren gefragte Experten während der Tagung. Von der Einführung in die Materie, die der Sprecher des SFB, Prof. Manfred Curbach gab, über Einblicke in die Baustofftechnologie von Prof. Viktor Mechtcherine bis zu Erfahrungen mit ersten Anwednungen (Dirk Jesse von der TU Dresden und Silvio Weiland vom Deutschen Zentrum Textilbeton) und einen Einblick in die theoretischen Hintergründe (Ingolf Lepenies über Mechanische Eigenschaften und Berechnungen von Textilbetonstrukturen) reichte das Spektrum.

Eine kleine Ausstellung zeigte den Tagungsteilnehmern, dass die Grundlagenforschung bereits erste Ergebnisse zeitigt: Die Brücke aus Textilbeton, die als Erstling in Oschatz und als nahezu doppelt so weiter Nachbau in Kempten steht, Fassadenplatten, die eine bauamtliche Zulassung haben und sich bereits im Alltag bewähren, Designmöbel und solche, bei denen die Grenzen zur Objektkunst fließend sind – eine weite Palette.

Innovationsforum Textilbewehrter Beton am 11. und 12. März

Das Innovationsforum „Textilbewehrter Beton“ am 11. und 12. März findet in den Deutschen Werkstätten Hellerau statt. Im Rahmen einer Projektwerkstatt und einer Fachtagung werden die innovativen Forschungsleistungen als Basis für die wirtschaftliche Umsetzung in möglichst viele Anwendungsfelder gezeigt. Weil im Bauwesen die Anforderungen immer komplexer werden, ist ein hohes Niveau an Wissen und technologischen Fertigkeiten unabdingbar. Besonders in der mittelständischen Bauwirtschaft zeichnet sich ein riesiger Bedarf an Innovationen ab, um zukünftig im Wettbewerb bestehen zu können.

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Textilbeton in die Praxis überführen

Das „Deutsche Zentrum Textilbeton“ wurde jetzt in Dresden gegründet. Unter dem Dach der TUDAG –– der Vermarktungsgesellschaft der TU Dresden –– wird es Erkenntnisse aus der Forschung im Bereich des textilbewehrten Betons in die Praxis überführen. Während der „baufach“ in Leipzig stellte sich das Deutsche Zentrum Textilbeton erstmals der Öffentlichkeit vor. „Das Interesse war groß, die Fachleute hatten Fragen über Fragen!“ sagt Dipl.-Ing. Silvio Weiland, der zusammen mit Dipl.-Ing. Kerstin Schön als Projektmanager beim Textilbetonzentrum arbeitet.

Die Entwicklung des Textilbetons geht auf Dresdner Forschungen zurück – die TU-Professoren Peter Offermann vom Institut für Textil- und Bekleidungstechnik und Manfred Curbach vom Institut für Massivbau haben sie initiiert. Im interdisziplinär arbeitenden Sonderforschungsbereich 528, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird, erarbeiten Dresdner Wissenschaftler die Grundlagen des neuen Verbundstoffes. Das Deutsche Zentrum Textilbeton gibt dieses Wissen aus erster Hand weiter.

Das Textilbetonzentrum ist eine Maßnahme innerhalb des preisgekrönten Modellprojekts „Austauschplattform für SFBs und Excellenzcluster“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, in dem erstmals in Dresden parallel zur Grundlagenforschung der Transfer einer neuen Technologie von der Wissenschaft in die Wirtschaft gefördert wird. Das Zentrum will den Anwendungsbedarf ermitteln und bei den Partnern in der Wirtschaft und bei Behörden das Wissen um den neuen Werkstoff, die neue Technologie und die neuen Anwendungen und Produkte, die sich daraus ergeben, fördern.

Textilbeton ist seit der Erfindung des Stahlbetons die nächste große Innovation bei den Baustoffen. „Die intensive Forschungsarbeit der vergangen Jahre hat das Potenzial von Textilbeton nur ansatzweise zeigen können – nun kommt es darauf an, mit dem neuen Werkstoff zu arbeiten. Aus Visionen und Ideen können Bauwerke mit ganz neuen Möglichkeiten entstehen, sagt Prof. Manfred Curbach vom Institut für Massivbau, der auch Sprecher des Sonderforschungsbereichs ist. Das Deutsche Zentrum Textilbeton mit dem Expertenwissen der Wissenschaftler, die den Textilbeton erfunden haben, hilft dabei.

Siehe auch Beiträge
Längste Brücke aus textilbewehrtem Beton führt über die Rottach in Kempten (Allgäu)
und Textilbeton – ein innovativer Verbundbaustoff