Was tun Bauingenieurstudenten in ihrer Freizeit? Sie bauen – freiwillig und uneigennützig. An der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden ist es Tradition geworden, dass die Studenten ihr Bergfest nicht nur feiern, sondern sich auch erst verdienen müssen. Jeder Jahrgang organisiert in seinem 5. und 6. Semester den Bauball, zu dem auch alle Kommilitonen und Mitarbeiter eingeladen sind, und ruft gleichzeitig ein soziales Projekt ins Leben. In den vergangenen beiden Semestern war der Immatrikulationsjahrgang 2008 an der Reihe.
Am Anfang stand die Suche nach einer Einrichtung, die privates Engagement gut gebrauchen konnte. Nach zahlreichen Kindergärten und Familieneinrichtungen in Dresden meldeten sich die Leiter des Albert-Schweitzer-Kinderdorfs in Steinbach bei Moritzburg bei den Studenten. „Nach einem Besuch vor Ort hatten wir damit unsere Baustelle gefunden. Wir wollten einen alten Steg, der nach nur sieben Jahren unbegehbar geworden war, durch einen neuen Steg nach den Vorstellungen der Kinder ersetzen“, sagt Julia Rose, eine der insgesamt zwölf Studentinnen und Studenten des Projektes.
Wöchentlich traf sich das Team, um die verschiedenen Arbeitsphasen dieses Projekts zu besprechen, Aufgaben zu verteilen und Ergebnisse zu präsentieren. Die erste und grundlegende Phase war dabei die Sponsorensuche und Finanzierung – ungefähr 200 Briefe gingen an Unternehmen nicht nur in Dresden und Umgebung, sondern in ganz Deutschland heraus. Grillveranstaltungen am Ende und Anfang des Semesters, Kuchenverkauf bei Schnupperstudium und UniTag brachten zusätzliches Geld, und auch die Professoren der Fakultät halfen. Durch Spenden kamen mehr als 2.120 Euro, 17 Eichenstämme und 15 Kisten Edelstahlschrauben zusammen.
Die Planungsphase war ähnlich umfangreich und dauert genau genommen noch immer an – bis zuletzt gibt es Problemstellen zu überdenken und Fehlstellen auszubessern. „Für uns Studenten war es eine besondere Erfahrung, ein Bauwerk von Grund auf zu planen – Aussehen, Materialien, Verbindungen, Ausführung – so intensiv lernt man selten in der Vorlesung,“ sagt Tom Sauerborn vom Bauball-Team.
Der Bau schließlich nahm dann doch fast die meiste Zeit in Anspruch. Zusammengerechnet investierten 15 Personen ungefähr 500 Arbeitsstunden, damit aus der Stegruine eine neue Ruheinsel für das Kinderdorf in Steinbach werden konnte. Sie rissen in einer gemeinsamen Aktion den alten Steg ab, imprägnierten und strichen Holz, lernten mit einem Erdbohrer umzugehen, aus Schlamm Beton zu machen, holten Lieferangebote ein und taten schließlich die vielen Arbeitsschritte, die eine Holzkonstruktion mit sich bringt.
Nun ist der Steg im Kinderdorf in Steinbach (Am Kriegholz 1) feierlich seiner Bestimmung übergeben worden. Es war eine wirklich schöne Feier, bei der Kinder und Studenten in gemischten Teams Fußball gespielt haben,
Tom Sauerborn (von den Studenten) und Professor Richard Stroetmann (Institut für Stahl- und Holzbau als Schirmherr) mit kurzen Reden die Motivation und Wichtigkeit solcher Projekte beleuchteten. Nach dem Druchschneiden des Bandes (bei dem unbedingt alle Kinder mitmachen wollten) und so hat jeder ein kleines bisschen durchgeschnitten, immer nacheinander. Zum Abschluss wurde gegrillt, Kuchen gegessen, Bier/Kaffee/Eistee/Saft getrunken und am Lagerfeuer Stockbrot gemacht. „Das war ein sehr schöner Ausklang des Abends, die Kinder hatten Spaß – und wir auch“, sagt Claudia Schlenger vom Bauball-Team.