Wendelstein in Torgau
Der Große Wendelstein am Johann-Friedrich-Bau des Schlosses Hartenfels zählt zu den Höhepunkten deutscher Baukunst. Die Konstruktion dieser spiralförmigen Wendeltreppe ist so kühn angelegt, dass ihr Erhalt bis zum heutigen Tag wie ein Wunder erscheint.
Ohne mittlere Stütze trägt die Treppe sich selbst. Stabilisiert wird die Treppenspirale nur durch sechs schlanke Pfeiler und die Brüstungsplatten, die sich dem Lauf der Treppe folgend empor schrauben. Jede einzelne Stufe ist sichelförmig aus einem Sandsteinstück herausgearbeitet. Nur ganz leicht legt sich jede Stufe an die inneren Seiten der Pfeiler und Brüstungen.
Überspannt wird das Treppenhaus von einem zarten Gewölbe, dessen Gewicht auf den schlanken Pfeilern ruht. Noch über dem Gewölbe liegt die sogenannte Spiegelstube, ein lichtes Turmzimmer mit Resten von Wandmalereien aus dem Cranach-Umkreis. Das große Gewicht dieser Turmstube einschließlich Dach und Giebeldiadem verhindert, dass die schlanken Pfeiler durch das aufliegende Gewölbe auseinander gedrückt werden.
Über die Jahrhunderte baufällig geworden, mussten die ausgetretenen Sandsteinstufen dringend restauriert werden. Zahlreiche Risse und schwerwiegende Verformungen an der Pfeilerkonstruktion ließen einen Einsturz befürchten. Mehr als 20 Jahre musste der Treppenturm gesperrt bleiben.“ [Quelle]
Bei der jüngsten Veranstaltung des George Bähr Forums gaben drei Fachleute den anwesenden Studentinnen und Studenten und der interessierten Öffentlichkeit tiefe Einblicke in die Rekonstruktion und die Baugeschichte dieses Baudenkmals. Prof. Dr.-Ing. Gerhard Glaser, ehemaliger Sächsischer Landeskonservator, gab einen Einblick in die Geschichte des Bauwerks – und wie man teils ratlos vor den Problemen stand, die sich durch den Zustand des „kecken Gebäudes“, wie er es nannte, ergaben. Mit Prof. Dr.-Ing. Stephan Pfefferkorn vom Lehrgebiet Baustoffe der HTW Dresden und Prof. Dr.-Ing. Bernd Rühle vom Lehrgebiet Flächentragwerke der HTWK Leipzig standen dann zwei Macher der Rekonstruktion vor dem Podium, die spannende und lehrreiche Einblicke in den aufwendigen Prozess der Sanierung dieses einmaligen Flächentragwerks der Renaissance gaben.