Textilbeton auf dem Weg in die Praxis
Ein großer Erfolg war die Doppeltagung „Textilbeton – Theorie und Praxis“ mit der CTRS4 des Sonderforschungsbereichs 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ und der 1. Anwendertagung des Deutschen Zentrums Textilbeton. Das 4. Kolloquium zu textil bewehrten Tragwerken (4th Colloquium on Textile Reinforced Structures) stellt die Fortschritte der beiden von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiche 528 (Dresden) und 532 (Aachen) vor. Die Beiträge – und das ist eine Besonderheit dieser Tagung – stammen ohne Ausnahme von Nachwuchswissenschaftlern. Ein aufwändiges Begutachtungsverfahren für alle Beiträge des Kolloquiums garantierte hohen Qualitätsstandard: Jeder Beitrag wurde durch jeweils zwei für die Verfasser anonyme Gutachter beurteilt.
Dieses Verfahren hat sich gelohnt: Am Ende der Tagung attestierten die Teilnehmer den Referentinnen und Referenten, dass die Beiträge rund um den Textilbeton von hervorragender Qualität waren. Eine Abstimmung mit den Füßen gab es auch: Zum Tagungsende (immerhin am späten Freitag Nachmittag) war der Hörsaal im Andreas-Schubert-Bau so gut gefüllt wie zu Beginn. Die Beiträge aus den Bereichen Textiltechnik, Verbund, Dauerhaftigkeit, Numerische Simulation, experimentelle Techniken, Tragverhalten, Anwendung und Produktionstechnik werden übrigens – ein Novum für die Fachtagungen des Sonderforschungsbereichs – demnächst online stehen und somit allen Interessierten zur Verfügung stehen. „Diese Art der Veröffentlichung des Open Access leistet einen wichtigen Beitrag nicht nur bei der Verbreitung der mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entstandenen Forschungsergebnisse, sondern auch bei der Markteinführung des textilbewehrten Beton, indem die Erkenntnisse Jedermann zur Verfügung stehen.“ sagte bei seiner Begrüßung Prof. Manfred Curbach, Sprecher des veranstaltenden SFB 528.
Dass der Textilbeton die übersichtliche Welt der Grundlagenforschung verlässt und die große Welt des realen Lebens zu erobern beginnt, spürte man aber auch sonst: Waren bei der ersten Tagung der beiden SFB von 29 Vorträgen ein oder vielleicht zwei Beiträge anwendungsnah, konnte man bei der CTRS4 ein Verhältnis von zwei Dritteln Grundlagenforschung und einem Drittel Themen mit Bezug zur Baupraxis feststellen. Und die 1. Anwendertagung des Deutschen Zentrums Textilbeton, das vor anderthalb Jahren in Dresden gegründet wurde, um die Ergebnisse der Grundlagenforschung in die Praxis zu überführen, machte es noch deutlicher: Was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforscht haben, wird sich im Markt durchsetzen. Die anwesenden Vertreter namhafter Firmen waren durchweg optimistisch und sagten dem neuen Verbundwerkstoff eine große Zukunft voraus. Und an den Ständen der Fachausstellung, die im Vorraum der Tagung aufgestellt waren, entspannen sich schon konkrete Gespräche… Prof. Peter Offermann, Vorstandsvorsitzender des TUDALIT Markenverbands, der sich für den Schutz der Marke TUDALIT als Qualitätsbezeichnung für den innovativen Verbundwerkstoff Textilbeton einsetzt, kündigte zum Schluss der Tagung dann auch schon die 2. Anwendertagung an: Sie soll spätestens in zwei Jahren wieder in Dresden stattfinden.