Die Tragfähigsten kommen aus Dresden

Auf dem PrüfstandAuf dem Prüfstand: Platte aus Dresden

In Kaiserslautern trafen sich in der vergangenen Woche rund 180 Professoren und NachwuchswissenschaftlerInnen zum Doktorandensymposium 2010 des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton. Dabei ging es – natürlich – um den Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse, aber es gab auch zwei Wettbewerbe. Zum einen war ein Preis „Wissenschaftsreportage“ ausgeschrieben – weil „kreative und innovative Leistungen der Bauforschung in der Öffentlichkeit oftmals keine angemessene Beachtung finden“. Darauf werden wir im BauBlog noch zurückkommen, aber soviel sei schon verraten: Für einen ersten Platz reichte es leider nicht, aber zwei der fünf Dresdner Delegierten wurden mit einem Sonderpreis ausgezeichnet: Dipl.-Ing. Gregor Schacht und Dipl.-Ing. Alexander Lindorf. Wie gesagt: Ihre Reportagen werden hier folgen!

Siegreich war das Dresdner Team aber im zweiten Wettbewerb. Wie am Freitag schon quasi live getwittert, schnitten die Dresdner beim UHPC-Wettbewerb am besten ab. UHPC steht für Ultra High Performance Concrete, zu deutsch Ultrahochfester Beton. Beim Wettbewerb ging es darum, eine punktgelagerte Platte aus Hochleistungsbeton anzufertigen, die bei geringem Gewicht eine möglichst hohe Tragfähigkeit erzielt. 30 Kilo sollte die Platte selbst höchstens wiegen, die Abmessungen waren natürlich auch festgelegt: genau 1400 mm x 800 mm. Drei unterschiedliche Platten hatte das Dresdner Team hergestellt – wobei eine leicht über 30 Kilogramm wog und von vornherein mit der Bemerkung eingeschickt wurde: „Wir wissen, dass sie zu schwer ist – aber bitte prüft sie dennoch außerhalb der Wertung!“

Die Nachwuchsforscher vom Institut für Massivbau und dem Institut für Baustoffe hatten freilich mit allen drei Platten die Nase vorn. Frank Schladitz vom Institut für Massivbau: „Das war eine echte Teamarbeit. Neben mir und Dr. Marko Butler vom Institut für Baustoffe als Betreuer haben vor allem die beiden Studenten Mario Liebelt und Marc Koschemann geholfen, das Projekt zu realisieren!“ Außerdem mit dabei beim Betonieren waren Rainer Belger, Daniel Ehlig, Dr. Frank Jesse, Enrico Lorenz, Katrin Schwiteilo und Dr. Kerstin Speck. 29,93 Kilonewton pro Quadratmeter betrug die Traglast von Dresden II – mehr als doppelt soviel wie die des Zweitplatzierten vom Team Braunschweig (14,2 kN/qm) und mehr als das Dreifache des Drittplatzierten (Firma durcrete, 8,83 kN/qm). Alle drei Platten wogen annähernd gleich viel: ca 29,5 kg. (Die anderen beiden Platten aus Dresden lagen mit 27,38 kN/qm und 25,14 kN/qm ebenfalls weit über den Werten des Feldes – aber gewertet wurden die Mannschaftsleistungen.)

Woran es lag, dass die Dresdner Bauingenieure so gut abschnitten? „Wir haben hier das Know-how sowohl im Bereich UHPC als auch Textilbeton. Die Siegerplatte war hergestellt aus einem UHPC mit einer dreilagigen Carbonbewehrung: Die Mischung macht’s!“

Untersuchungen zu Grundlagen konstruktiver Bewehrungsdetails

UVS
15. November 2010
GrundlagenkonstruktiverBewehrungsdetailsGrundlagen konstruktiver Bewehrungsdetails

Für das Funktionieren von Verstärkungsschichten aus Textilbeton ist eine sichere Kraftübertragung zwischen den einzelnen Verbundbaustoffen sicherzustellen. Hierzu werden im Teilprojekt B5 des SFB 528 umfangreiche Forschungen hinsichtlich der konstruktiven Randbedingungen durchgeführt. Der Vortrag von Enrico Lorenz vom Institut für Massivbau im Rahmen des Doktorandenkolloquiums mit dem Titel „Untersuchungen zu Grundlagen konstruktiver Bewehrungsdetails“ gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand der Untersuchungen, zeigt Ergebnisse und offene Fragestellungen. Das für alle Doktoranden der Fakultät offene Kolloquium findet am 19.11.2010 um 9:30 im Zi. 67 des Beyer-Baus statt.

Und am Ende machte es knrrrrsch

UVS
4. November 2010
SäulenprüfmaschineStolz auf die neue Prüfmaschine: Prof. Manfred Curbach (links), Direktor des Otto-Mohr-Labors, und Armin H. Walter von der Herstellerfirma walter+bai ag

Große Freude im Otto-Mohr-Laboratorium (OML) der Fakultät Bauingenieurwesen: Eine neue Prüfmaschine ist nach 18 Monaten Bauzeit offiziell in Betrieb genommen worden – und es ist eine große, die ihresgleichen in Deutschland sucht. „Mit dieser 10-MN-Säulenprüfmaschine steht der TU Dresden eine Versuchseinrichtung für großformatige Bauteile zur Verfügung, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht!“ schwärmte der Direktor des Otto-Mohr-Laboratoriums, Prof. Manfred Curbach, bei seiner kurzen Rede zur Einweihung der Maschine.

Erste Überlegungen für die Anschaffung gab es seit 2004, aber erst im April 2009 konnte das Bauvorhaben begonnen werden. Die Prüfmaschine wurde unter laufendem Betrieb installiert, was nicht immer ein Zuckerschlecken für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Forscherinnen und Forscher im OML war: „Wenn man heute hier steht, sieht man nicht, dass für die Sicherung der Baugrube 182 Ortbetonpfähle mit einer Länge von jeweils knapp 10 m erforderlich waren, um den schlechten Baugrund zu überlisten, damit eine Baugrube mit vier Metern Tiefe, dreieinhalb Metern Breite und 18 m Länge entstehen konnte. Diese Baugrube musste anschließend mit einer Betonwanne verstärkt werden, um einen Grundwassereinbruch zu verhindern. Man atmet nicht den Staub ein, hört nicht den Lärm oder spürt die Erschütterungen, die wochenlang die Arbeiten in der Versuchshalle beeinträchtigten“ resümierte Dr.-Ing. Torsten Hampel, der Leiter der Versuchshalle. Aber der Zusammenhalt aller Beteiligten habe zu einem reibungslosen Gelingen beigetragen – wobei er ausdrücklich alle Beteiligten einschloss: „Alle haben an einem Strang gezogen und diese komplizierte Maschine umgesetzt: die TU Dresden, das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB), die Planer, Bauausführenden, Maschinenbauer und die Mitarbeiter des Labors und des Instituts.“

SäulenprüfmaschineBaugrube – Aufbau – fertige Säulenprüfmaschine

Spannende Momente gab es reichlich beim Aufbau der Prüfmaschine. Das fing an bei sprachlichen Verwirrungen – die Maschinenbauer kamen von der Firma walter+bai aus der Schweiz und sprachen für hiesige Ohren unverständliches Schwytzerdütsch. Und die hiesigen Mit-Aufbauer sind des für normale Schweizer durchaus unverständlichen Sächsisch mächtig. In kniffeligen Situationen konnte man sich allerdings auf eine Art Hochdeutsch einigen und doch ganz gut verständigen. Und immer wieder machte die Größe der Maschine es nicht leicht: Für die Montage war beispielsweise ein Autokran erforderlich, der 200 Tonnen heben konnte. Aber er passte nur gerade so in die Versuchshalle hinein: Dieser Autokran war alleine 15,50 m lang, es standen aber nur 16,50 m Rangierlänge zur Verfügung. Es dauerte eineinhalb Stunden, bis das Fahrzeug an dem Platz stand, von dem aus gerade so das schwerste Maschinenteil an der Fensterfront entlang in die Grube versenkt werden konnte!

Aber das alles ist nun Geschichte – die 10-MN-Säulenprüfmaschine steht. Sie ist so ausgelegt, dass sie den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Aufgabenstellungen gerecht wird. In dieser Versuchseinrichtung können Balken mit einer Stützweite von bis zu 15 Metern und einem Eigengewicht von bis zu 120 Tonnen untersucht werden, was zum Beispiel den realen Abmaßen von Brückenteilen entspricht. Gleichzeitig steht mit vier Metern Höhe auch in der Vertikalen ausreichender Raum für große Versuchskörper oder die zusätzliche Anordnung von schon vorhandenen Belastungseinrichtungen zur Verfügung. „Somit entstand eine universell einsetzbare Prüfeinrichtung, deren Prüfkapazität schon jetzt für das kommende Jahr komplett ausgebucht ist“, freut sich Prof. Manfred Curbach.

Den ersten Versuch führten Mitarbeiter des Otto-Mohr-Labors noch während der kleinen Feierstunde durch, bei der sich viele der am Bau der Maschine Beteiligten wieder sahen: Eine zwei Meter hohe Stütze, die mit Carbon verstärkt war, wurde langsam aber stetig immer größerem Druck ausgesetzt. Am Ende machte es allerdings nicht „Knall“ oder „Peng“, sondern lediglich „knrrrsch“ – ein durchaus erwünschter Effekt, denn im wahren Leben sollen die Stützen ja große Belastungen aushalten und durch zuvor einsetzende Rissbildung ihr Versagen ankündigen…

Brückenbauexkursion 2010

Brückenbauexkursion 2010Brückenbauexkursion 2010

Geschafft, aber auch beeindruckt, kamen 17 Studenten des 8. Semesters und zwei Betreuer nach zehn ereignis- und brückenreichen Tagen von der Brückenbauexkursion des Institutes für Massivbau nach Frankreich wieder in Dresden an. Zwischen Abfahrt und Ankunft lagen über 4.500 km, über 50 Brücken, acht Zeltplätze und unzählige schöne Erlebnisse.

Erster Stopp war an der Marne westlich von Paris, wo Eugène Freyssinet vor über 60 Jahren eine ganze Serie von Segment-Spannbetonbrücken baute. Fasziniert von der Genialität Freyssinets ging es weiter nach Paris. Neben Eiffelturm und Sacre-Coeur war hier das Labor der École des Ponts et Chaussées ein Hauptziel. Ein Treffen mit Prof. Manfred Curbach, der sich hier zu dem Zeitpunkt zu Studien aufhielt, und den Wissenschaftlern der großen französischen Ingenieurschule rundete die interessanten Vorträge mit einer ausgiebigen Laborführung ab.

Nordwestlich von Paris gab es Führungen am Pont de Normandie und Tancarville – großartige Zeugnisse der französischen Brückenbaukunst und für die Studenten ein Spaziergang durch einen Hohlkasten und Spannglieder zum Anfassen. Danach ging es Richtung Süden, wo vor allem das Viaduc de Millau alle beeindruckte. Der höchsten Brücke Europas folgten die ältesten: viele kleinere Viadukte aus der Römerzeit und schließlich der Pont du Gard. Über Marseille und ein Bad im Mittelmeer ging es durch die malerische Provence und durch das Ardechetal nach Lyon.

Lyon gefiel nicht nur durch die wunderschöne Altstadt, sondern auch durch die vielen Fußgängerbrücken! Und da Ausprobieren Teil des Lernens ist, testeten die Studenten ausgiebig das Schwingungsverhalten der Fußgängerbrücken.
Die Besichtigung des Katzenbergtunnels rundete die Fahrt ab, bevor es wieder nach Dresden ging.

Rempeln für mehr Sicherheit im Albertinum

SelbstversuchIm Selbstversuch: Prof. Ruge

Peter Ruge atmet tief durch. Er konzentriert sich auf das Postament, auf dem derzeit eine sehr rüde Kopie von Wilhelm Lehmbrucks „Torso der großen Stehenden“ thront. Der Professor nimmt Anlauf, rennt los und wirft sich gegen den Sockel. Der schwankt kurz hin und her und kommt sofort wieder zum Stillstand. Ruge ist zufrieden: Genau so soll es sein.

Der Selbstversuch des Dynamik-Professors war das Ende einer Testserie, die Wissenschaftler der TU Dresden Monate vor der Wieder­eröffnung des Albertinums im Otto-Mohr-Laboratorium (OML) der Fakultät Bauingenieurwesen durchführten. „Da die Skulpturen zwar mit den Postamenten fest verbunden sind, diese aber nicht im Boden des Albertinums verankert werden, sollten wir deren Standfestigkeit prüfen“, sagt Dr.-Ing. Torsten Hampel, der Leiter des OML.

Die beteiligten Statiker hatten im Vorfeld bereits Computersimulationen erstellt. Möglichst wirklichkeitsnahe Versuche sollten letzte Sicherheit bringen: Was passiert, wenn ein Mensch gegen den Sockel fällt? Die Wissenschaftler des OML entwickelten in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Statikern einen speziellen Versuch. Ein Sandsack simulierte dabei den Menschen – was zwei Vorteile hat: Zum einen konnten die Wissenschaftler die Versuche beliebig oft durchführen. Und zweitens mussten sie nicht jemanden suchen, der sich 20 Mal gegen den Sockel fallen lassen wollte.

Mit aufwändiger Technik protokollierten die Wissenschaftler die Versuchsdaten: Sie maßen die Größe des Ausschlags – 5.000 Mal pro Sekunde. Eine Hochgeschwindigkeitskamera filmte alles mit 600 Bildern pro Sekunde. Diese Daten gaben Aufschluss darüber, bei welcher Wucht des Aufpralls der Sockel umkippt.

„Wir sind mit den Ergebnissen der Versuche sehr zufrieden!“ sagt Dr.-Ing. Rainer Kless, der verantwortliche Statiker. Dank der Erkenntnisse aus den gewonnenen Versuchsdaten habe man an den tatsächlich aufgestellten Sockeln noch konstruktive Änderungen vornehmen können. Der „Torso der großen Stehenden“ steht nun noch sicherer als geplant auf seinem Postament im Albertinum.

Technikum des OML in Betrieb genommen

Technikum des OMLMit einer Feier für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Baubeteiligten wurde das Technikum des OML offiziell in Betrieb genommen

Das Otto-Mohr-Laboratorium der TU Dresden hat einen Erweiterungsbau bekommen – das Technikum für den Sonderforschungsbereich 528 „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“. „Durch zahlreiche anspruchsvolle Forschungsprojekte haben sich die Anforderungen an das Otto-Mohr-Laboratorium ständig erhöht!“ sagte Prof. Manfred Curbach, Direktor des Otto-Mohr-Laboratoriums und Sprecher des SFB 528 gestern bei der offiziellen Inbetriebnahme des Technikums. Zwar sei man durch die Modernisierung der Ausstattung den Anforderungen von technischer und fachlicher Seite her gewachsen, aber hinsichtlich der Platzverhältnisse habe man die Leistungsfähigkeit des Labors schon seit längerem erreicht und überschritten. „Daher war der Neubau des Technikums für den SFB 528 der logische Schritt, um die experimentellen Möglichkeiten im konstruktiven Ingenieurbau der Technischen Universität Dresden zu erweitern.“ Die Mittel in Höhe von insgesamt rund 1,2 Mio. Euro wurden durch den Freistaat Sachsen und die Europäische Union im Rahmen einer EFRE-Maßnahme bereitgestellt.

In der rund 500 Quadratmeter großen Halle sind staubintensive Bereiche wie die Betonmischanlage und zugehörige Arbeits- und Betonlaborbereiche untergebracht. Außerdem befinden sich im Technikum ein Lager und eine Klimakammer. Im Außenbereich entstanden Versuchs- und Lagerflächen. Bessere Arbeitsbedingungen und mehr Platz sind die Folgen für die ursprüngliche Versuchshalle. Die wurde – beinahe auf den Tag genau vor 35 Jahren! – am 6. Mai 1975 als „zentrale Versuchs- und Prüfhalle“ der Öffentlichkeit vorgestellt. 1985 wurde sie zu Ehren des bedeutenden deutschen Ingenieurs und Baustatikers in Otto-Mohr-Laboratorium umbenannt.

Das OML, wie das Labor intern bezeichnet wird, verfügt über zahlreiche einzigartige Geräte, um den hier forschenden Wissenschaftlern die Arbeit zu ermöglichen. Eine der dienstältesten Prüfmaschinen ist die Triaxialmaschine – wegen ihres Anstrichs und in Anspielung auf die bekannte Dresdner Brücke auch „Das blaue Wunder“ genannt. „Diese außerordentlich leistungsfähige Prüfeinrichtung ist der Hauptgrund dafür, dass das Institut für Massivbau heute führend ist auf dem Gebiet der Erforschung der mehraxialen Betonfestigkeit“ sagte Prof. Curbach. Doch wie das so ist: Das Bessere ist der Feind des Guten, und neue Herausforderungen stehen vor der Tür: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat gerade ein neues Schwerpunktprogramm „Leicht bauen mit Beton“ bewilligt – Leitung und Koordination werden voraussichtlich in Dresden liegen. Da wäre es doch bestens, wenn der nächste geplante und bereits genehmigte Erweiterungsbau des Technikums so schnell wie möglich realisiert wäre. In diesem Gebäudeteil sollen unter anderem ein weiteres Aufspannfeld für die variable Anordnung von Prüfportalen und weitere moderne Prüfeinrichtungen stehen…

Experimentelle Untersuchungen von Baukonstruktionen

Cover des TagungsbandesCover des Tagungsbandes

Das 5. Symposium „Experimentelle Untersuchung von Baukonstruktionen“ findet am 11. September 2009 im Hörsaal 118 des Beyer-Baus statt. Ein wesentliches Ziel des Symposiums ist es, den Einsatz der Mess- und Versuchstechnik bei der Bewertung des Zustands und der Restnutzugsdauer von Bauwerken zu fördern. Die sicherheitstechnische und wirtschaftliche Bedeutung solcher Fragestellungen ist gerade für große Infrastrukturbetreiber enorm. Für den zum Teil stark überalterten Bauwerksbestand werden objektive Bewertungsverfahren benötigt, um Verfügbarkeit und Sicherheit gewährleisten bzw. den optimalen Instandsetzungs- oder Erneuerungszeitpunkt festlegen zu können.

Im Rahmen des Symposiums werden verschiedene Verfahren experimenteller Kurz- und Langzeituntersuchungen vorgestellt sowie deren praktische Anwendung demonstriert. Anhand von Beispielen soll gezeigt werden, wie aus experimentellen Untersuchungen konkrete Aussagen bezüglich der Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Restlebensdauer von bestehenden Baukonstruktionen abgeleitet und diese in Handlungsempfehlungen für den Bauherren übertragen werden können.

Ergänzend werden neue Entwicklungstendenzen der im Bauwesen eingesetzten Messverfahren vorgestellt sowie die Anwendung der Mess- und Versuchstechnik im Bereich der Forschung und Erprobung neuer Baukonstruktionen demonstriert.

Vom Bauen im Weltall

Prof. WörnerRegte die Phantasie zum Bauen auf dem Mond an: Prof. Wörner beim Bautechnik-Tag in Dresden

Früher war das so: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten“ – und er tat das nicht wirklich, sondern nur um des Merkens willen, um die Planeten unseres Sonnensystems auf die Reihe zu kriegen: Merkur Venus Erde Mars Jupiter Saturn Uranus Neptun Pluto. 2006 wurde dann Pluto aus dem System der Planeten entfernt, und seitdem erklärt der Vater halt „unseren Nachthimmel“. Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), schmückte seinen Festvortrag auf dem Bautechnik-Tag im April in Dresden mit diesem Aperçu – und nicht nur mit diesem. Prof. Wörner ist nicht nur Chef der DLR, er ist auch Bauingenieur. Die Verbindung beider Eigenschaften scheint vielen auf den ersten Blick nicht zu passen – aber nach dem Vortrag voller Informationen sah das schon anders aus.

Vor 50 Jahren wären derlei Gedanken noch ins Reich der Science-Fiction verwiesen worden. Seit heute vor 40 Jahren mit dem berühmten kleine Schritt des Neil Armstrong, der ein großer für die Menschheit war, der erste Mensch den Mond betrat, sieht das anders aus (wobei wir hier einen kleinen Konflikt haben: für die Amerikaner, die Apollo 11 ins All geschossen hatten, ist es der 20. Juli 1969, bei uns war es bereits der 21. Juli – exakt 3:56 Uhr MEZ). 40 Jahre später beginnt man konkret zu werden: „Der nächste Schritt für bemannte Strukturen sind Stationen und Habitate auf Planeten und Trabanten im Sonnensystem. Wegen der zu überwindenden Distanz kommt allein der Mond als nächster Nachbar der Erde für eine bemannte Station in den nächsten Dekaden in Frage.“

Ein Zuckerschlecken wird das freilich nicht, trotz erheblicher Fortschritte in der Technik: Die Umweltbedingungen sind auf dem Mond nicht sehr freundlich. Neben der Strahlungsbelastung gibt es extreme Temperaturschwankungen („the dark side of the moon“ bis -160 °C, auf der Sonnenseite bis +130 °C), Meteoriteneinschläge, keine Atmosphäre… Auch die reduzierte Schwerkraft stelle eine besondere Herausforderung für Materialien, Tragwerke, Strukturen und Schutzkonzepte dar. Deswegen müsse man über leistungsfähige Baukonstruktionen und hochbeanspruchbare Baustoffe nachdenken, sagte Prof. Wörner. Konkret ist das bereits passiert: Ideen und Visionen zum Bau einer Mondstation wurden auf einem Symposium, das das DLR zusammen mit der TU Kaiserslautern am 12. und 13. Mai veranstaltet hat, vorgestellt und diskutiert. „Lunar Base – Bauen für ein Leben auf dem Mond“ lautete der Titel der Konferenz, zu der über 200 Autoren mehr als 80 Beiträge eingereicht hatten. Von der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden hatten es zwei Vertreter vom Institut für Massivbau in das tatsächliche Programm geschafft: Prof. Manfred Curbach sprach über „Lunar Concrete Construction – Herausforderung für den Leichtbau mit Beton“, und Prof. Ulrich Häußler-Combe trug zusammen mit Dipl.-Ing Jens Hartig entwickelte Erkenntnisse über „Textilbeton Sandwichbauteile – Tragverhalten unter Anpralllasten“ vor.

21st Century Superheroe

Dresdner beim fib-SymposiumGut vertreten in London: Dresdner Wissenschaftler(innen) vom Institut für Massivbau der TU Dresden. Dr.-Ing. Anna Bösche (links vom Pfeiler) ist Generalsekretärin des fib, Prof. Manfred Curbach einer der deutschen Delegierten. Vorträge hielten Dr.-Ing. Regine Ortlepp, Prof. Steffen Marx und  Dipl.-Ing. Alexander Lindorf.

Für den Titel ihres 11. jährlichen Symposiums hatten sich die Organisatoren der fédération internationale du béton (fib) etwas sehr Selbsbewusstes überlegt: Beton – Superstar des 21. Jahrhunderts! Aber schon die Unterzeile relativierte die Schlagzeile und brachte die Nachdenklichkeit in die Tagung, die sich in rund 200 Beiträgen drei Tage lang durchziehen sollte: Es ging um nicht weniger, als sich Gedanken um eine nachhaltige Zukunft zu machen.

Richtungsweisende Keynotes regten zum Nachdenken an, und in parallelen Sitzungen im Londoner Business Design Center präsentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt (darunter erfreulich viele Nachwuchsforscher) die Ergebnisse ihrer Untersuchungen und Überlegungen. Stark vertreten war das Institut für Massivbau der TU Dresden: Insgesamt vier Vorträge hielten Dr.-Ing. Regine Ortlepp („The effective area of an adhesive bond of textile reinforced concrete“), Prof. Steffen Marx („Concrete production under traffic vibration“ und „Fresh wind for German railway bridges“) sowie Dipl.-Ing. Alexander Lindorf („Bond behaviour between ribbed bars and concrete under transverse tension and repeated loading“). Der Institutsdirektor, Prof. Manfred Curbach, war als einer der deutschen Delegierten des fib anwesend – und die Generalsekretärin des fib, Dr.-Ing. Anna Bösche, hatte am Institut studiert und promoviert. Mit dieser starken Präsenz und vier (auch in den Pausen) stark engagiert diskutierten Beiträgen haben die Dresdner Bauingenieure wieder einmal gezeigt, dass sie mit ihrer Forschung weltweit mit an der Spitze stehen.

Rüsch Forschungspreis für Kerstin Speck

Kerstin SpeckKerstin Speck erhielt den Rüsch-Forschungspreis aus der Hand von Prof. Nußbaumer

Auf dem Bautechnik-Tag, der heute in Dresden eröffnet wurde, ist Dr.-Ing. Kerstin Speck mit dem Rüsch Forschungspreis ausgezeichnet worden. Der Deutsche Beton-Verein hatte den Preis zum Andenken an den überragenden Forscher, Lehrer und Ingenieur Prof. Hubert Rüsch im Jahre 1981 ausgelobt. Er wird jeweils auf dem Deutschen Bautechnik-Tag an junge Forscherinnen oder Forscher für eine wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet des Betonbaus verliehen. Der Vorsitzende des Vorstands vom Deutschen Beton- und Bautechnikverein e.V., Prof. Dr.-Ing. E.h. Manfred Nußbaumer M.Sc. verlieh den mit 5.000 Euro dotierten Preis für die Forschungsarbeit „Beton unter mehraxialer Beanspruchung – Ein Materialgesetz für Hochleistungsbetone unter Kurzzeitbelastung“.
Die Dissertation von Kerstin Speck basiert auf der Untersuchung von hochfesten und ultrahochfesten Betonen mit und ohne Fasern unter zwei- und dreiaxialer Druckbeanspruchung. Die Auswirkung der unterschiedlichen Betonzusammensetzung ist für verschiedene Beanspruchungen nicht gleich ausgeprägt, dennoch konnten grundlegende Zusammenhänge herausgearbeitet werden. Anhand der Bruchbilder konnten die drei Versagensmechanismen Druck-, Spalt- und Schubbruch identifiziert werden, deren Charakteristik über die Kalibrierung an vier speziellen Versuchswerten direkt in das Bruchkriterium einfließen. Dieses stellt eine Erweiterung der Formulierung von OTTOSEN dar, so dass das spröde und z. T. anisotrope Verhalten von Hochleistungsbeton berücksichtigt wird. Die beobachteten Spannungs-Dehnungs-Verläufe korrelieren mit den Versagensformen. Deshalb wird ein Stoffgesetz getrennt für den Druck- und den Zugmeridian aufgestellt, dessen Parameter sich mit zunehmendem hydrostatischen Druck verändern. In die Anfangswerte fließen die Betonzusammensetzung und herstellungsbedingte Anisotropien ein. Die lastinduzierte Anisotropie infolge einer gerichteten Mikrorissbildung wird in dem vorgestellten Stoffgesetzt über richtungsabhängige Parameter ebenfalls berücksichtigt. [Quelle – Die Arbeit als 42-MB-PDF].