Verleihung des Züblin-Stahlbaupreises 2023

AT
16. September 2023

Am 11. Mai wurde im Deutschen Hygiene-Museum der Züblin-Stahlbaupreises an Studierende und Absolvierende aus den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dresden verliehen. Damit wurde der Preis bereits zum 11. mal vergeben. Mit dem Stahlbaupreis werden herausragende Arbeiten gewürdigt, die zur Anwendung und Weiterentwicklung der Metallbauweise beitragen und im Rahmen des Studiums oder einer Promotion angefertigt wurden.

Die Gewinner werden von einer Fachjury, bestehend aus Marco Eckert – technischer Geschäftsführer, Lars Feulner – Leiter der Konstruktion, jeweils von der Züblin Stahlbau GmbH in Hosena, sowie Hans-Jörg Brahms – Direktionsleiter Zentrale Technik, Konstruktiver Ingenieurbau der Ed. Züblin AG mit Sitz in Hamburg und Prof. Dr. Richard Stroetmann, Direktor des Instituts für Stahl- und Holzbau der TU Dresden ausgewählt. Die eingereichten Projekt- und Diplomarbeiten setzten sich mit aktuellen Fragestellungen aus der Stahlbauforschung und -anwendung auseinander.

Alle nominierten Arbeiten werden der Fachjury vorgestellt. Bild: André Terpe

Einen Schwerpunkt bildete in diesem Jahr der Einsatz hochfester Stähle in Stahlbaukonstruktionen. Dazu gehörten Untersuchungen zu einseitig geschweißten T-Stößen sowie die Weiterentwicklung der Bemessungsregeln von Stahlhohlprofilanschlüssen bis S960. Zudem wurden Arbeiten zur Optimierung von
Orthoverbundfahrbahnplatten mit Dübelleisten und das Einsatzpotenzial des
Orthoverbundprinzips bei der Ertüchtigung orthotrop ausgesteifter Stahlfahrbahnplatten vorgestellt. Ein Beitrag widmete sich der Bilanzierung von Brücken in Bezug auf die Ökologie und Wirtschaftlichkeit, ein weiterer dem Einsatz und der Entwicklung der Stahl-Holz-Hybridbauweise im Geschossbau. Die Fakultät Architektur beteiligte sich mit dem Entwurf einer 6-Feld-Tennishalle am Wettbewerb.

Die Arbeiten wiesen eine sehr hohe Qualität auf und wurden in hervorragender Weise von den Studierenden und Absolvierenden der TU Dresden präsentiert (Bild 1). Bei den anschließenden Fachdiskussionen zeigten sich die Nominierten versiert und überzeugten mit ihrer fachlichen Kompetenz.

V.l.: Marco Eckert, Vorstand Züblin, 1. Preisträger des Züblin Stahlbaupreises 2023, Fabian Schülkeund Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann, TU Dresden. Bild: André Terpe

Die feierliche Verleihung des Züblin-Stahlbaupreises 2023 fand traditionell am Abend im Rahmen des Bauballs der TU Dresden statt, der in diesem Jahr von den Studierenden des 6. und 8. Fachsemesters der Fakultät Bauingenieurwesen ausgerichtet wurde. Marco Eckert eröffnete die Preisverleihung mit einer kurzen Vorstellung des Unternehmens und aktueller Projekte der Züblin Stahlbau GmbH. Die Projekte präsentierten die Vielseitigkeit und verdeutlichten die spannenden Herausforderungen, denen sich die Mitarbeiter der Züblin Stahlbau GmbH bei der Planung und Ausführung immer wieder aufs Neue stellen. Marco Eckert betonte die Herausforderung, aus den thematisch vielschichtigen und allesamt hochwertigen Einreichungen eine Auswahl und Reihung der Preisträger:innen vorzunehmen. Anschließend übernahm Prof. Stroetmann das Wort, bedankte sich für das große Engagement der Züblin Stahlbau GmbH im Bereich der Lehre und Forschung sowie die sehr gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Züblin Stahlbau unterstützt die TU Dresden insbesondere im Bereich der Studierendenförderung mit der Vergabe von Stipendien, der Auslobung des Stahlbaupreises, der Förderung von sozialen Projekten des Bauingenieurwesens, Angeboten zu Werks- und Baustellenbesichtigungen und der Betreuung von Studien- und Diplomarbeiten.

Der diesjährig mit insgesamt 3000 Euro dotierte Preis wurde für zwei Projektarbeiten und eine Diplomarbeit im Studiengang Bauingenieurwesen vergeben. Die Preise erhielten Tobias Bochmann für seine Projektarbeit zur Analyse der Bemessungsregeln von höherfesten Stahlhohlprofilknoten am Beispiel von N-Knoten, Lisa Wolfram für ihre Diplomarbeit zur Ökologie und Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Baukonstruktionen in Stahl-Holz-Hybridbauweise und Fabian Schülke für seine Projektarbeit zum Einsatzpotenzial des Orthoverbundprinzips bei der Ertüchtigung orthotrop ausgesteifter Stahlfahrbahnplatten.

Tobias Bochmann untersuchte im Rahmen seiner Projektarbeit die wesentlichen Einflüsse auf die Versagensformen von Hohlprofilknoten aus höherfesten Stählen. Unter Variation der knoten-, profil-, geometrie- und materialspezifischen Parameter analysierte er auf der Grundlage der Bemessungsregeln der prEN 1993-1-8:2022 die Übergänge zwischen den maßgebenden Versagensformen für N-Knoten aus Rechteckhohlprofilen mit Spalt. Mit den Parameterstudien belegte Tobias Bochmann, dass die prognostizierten Versagensformen der prEN 1993-1-8 gut mit den Experimenten an Hohlprofilknoten übereinstimmen. Die Arbeit wurde mit dem 3. Preis ausgezeichnet.

Tobias Bochmann untersuchte im Rahmen seiner Projektarbeit die wesentlichen Einflüsse auf die Versagensformen von Hohlprofilknoten aus höherfesten Stählen. Bild: André Terpe

Im Rahmen ihrer Diplomarbeit konzipierte Lisa Wolfram Lösungsmöglichkeiten zur Ausweitung der stofflichen Nutzung heimischer Laubholzarten und verglich unterschiedliche Bauweisen in Bezug auf ihre Ökologie und Ökonomie. Durch den Einsatz integrierter Stahlprofile können Holzbauteile mit geringeren Abmessungen dimensioniert und damit architektonischen Ansprüchen besser gerecht werden. Mit dem Holzanteil werden zudem das Treibhauspotenzial der Hybridbauteile sowie die Ökobilanz insgesamt verbessert. Anhand eines Tragwerkentwurfs belegte Lisa Wolfram, dass das Bauen mit Stahl und Holz eine ökologisch günstige Alternative ist und sich für das modulare Bauen mit vorgefertigten Elementen und kurzen Bauzeiten eignet. Die Arbeit von Frau Wolfram wurde mit dem 2. Preis gewürdigt.

Die besondere Leistung von Fabian Schülke mit der Projektarbeit zum Einsatzpotenzial des Orthoverbundprinzips bei der Ertüchtigung orthotrop ausgesteifter Stahlfahrbahnplatten wurde mit dem 1. Preis gewürdigt. Orthotrope Stahlfahrbahnplatten zeichnen sich durch ihre hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht aus. Im Brückenbestand findet die Bauweise in Verkehrswegen mit überregionaler Bedeutung häufig ihre Anwendung. Durch die Kerbschärfe der Konstruktionsdetails und das signifikant gestiegene Verkehrsaufkommen der letzten Jahre treten jedoch Ermüdungsschäden in einem erheblichen Ausmaß auf. Wesentliche Defizite liegen in den zu geringen Deckblechstärken und den großen Steifenabständen. Mithilfe des Orthoverbundprinzips lassen sich ermüdungsgefährdete Stahlfahrbahnplatten dauerhaft ertüchtigen. Dabei wird der konventionelle Gussasphalt durch eine 8–10 cm dünne Betonschicht im Verbund mit dem Stahldeckblech ersetzt, sodass die auftretenden Belastungen durch den Verbund abgetragen und die resultierenden Spannungen erheblich abgemindert werden. Dies führt zu einer signifikanten Erhöhung der Restnutzungsdauer bei annähernder Eigengewichtsneutralität.

Einen Ehrenpreis für den Entwurf einer Sechsfeld-Tennishalle erhielten die Architekturstudenten Fang Li und Daniel Holzwarth. Die Jury zeigte sich erfreut über den Einsatz von Stahl bei dieser klassischen Bauaufgabe, mit dem eine hohe Transparenz und Leichtigkeit der Halle geschaffen wurde. Dieser Ehrenpreis ist mit einer Werksbesichtigung von Züblin Stahlbau in Hosena verbunden, bei der die Preisträger ihre Kenntnisse über die Fertigung von Stahlbaukonstruktionen vertiefen können.

Der Preisträgerin und allen Preisträgern einen herzlichen Glückwunsch zu ihren hervorragenden Arbeiten!

Professur für Stahlbau, Institut für Stahl- und Holzbau
TU Dresden

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