Beileid wünschen oder gratulieren?

UVS
28. Juli 2009
Yadegar AsisiYadegar Asisi im Palais im Großen Garten

Zweimal im Jahr verabschieden die Architekten ihre Diplomanden – die im Sommer sind gut dran, denn für sie ist die Ausgabe der Diplomurkunden verbunden mit der Verleihung des Architekturpreises, und dafür darf man dann auch schon mal den wunderbaren Rahmen des Palais im Großen Garten nutzen. Das sei der Ort, an dem sich das barocke Dresden am besten manifestiere, konnten die Absolventinnen und Absolventen hören und durften darob schon ein wenig stolz sein im kleinen Schwarzen (Kleid wie Anzug).

Mit barocker heiterer Festlichkeit lief das „Programm mit musikalischer Umrahmung“ ab – angefangen mit der Feststellung, dass viel mehr gekommen waren als erwartet, weswegen der Studiendekan Prof. Ralf Weber („noch sind Sie ja einige Minuten unsere Studenten!“) um Stuhlnachschubtransporteure bat. Klappte ausgezeichnet und löste eventuelle Spannung so fein auf, dass man glauben konnte, die Aktion sei geplant gewesen. Dann drei Reden, alle frei vorgetragen, persönlich, nett, dem Anlass entsprechend persönlich-feierlich-nachdenklich – und alle ganz ohne Powerpoints, das hatten die Studis ja während der Ausbildung schon genug.

Die Festansprache von Yadegar Asisi, der von 1973 bis 1978 an der TU Dresden Architektur studiert hat und mit der Erfindung der Panometer in Leipzig und Dresden zum Architekt der Illusionen (so einer seiner Buchtitel) geworden ist, war eine persönliche Hommage an die jungen Architektinnen und Architekten. Solle er nun eher Beileid wünschen oder gratulieren, sinnierte der (seit 2008 ehemalige) Professor für freie Darstellung – und alle folgten den Ausführungen gespannt. Die Auflösung ganz zum Schluss: Es könne schon sein, dass nicht alle der frisch gebackenen Architekten in ihrem Beruf würden arbeiten können. Aus einigen könnten ja auch Maler von Panoramen werden…

Aus gutem Grund: Abschluss Diplom

UVS
18. Juni 2009

Die Freie Presse Chemnitz greift ein Thema auf, das vor allem Schülerinnen und Schüler kurz vor dem Abi interessiert: Wo ist der Abschluss Diplom-Ingenieur geblieben – und warum hält die Baufakultät der TU Dresden am Diplom fest? Sie schreibt: „Das Diplom soll in Deutschland verschwinden und durch Bachelor- sowie Masterabschlüsse ersetzt werden. Doch in Dresden gibt es eine „Insel“. Dort macht man den europäischen Trend nicht rückhaltlos mit“ und befragte Steffen Marx, Professor im Institut für Massivbau an der Fakultät für Bauingenieurwesen der TU Dresden, nach den Gründen: „Der deutsche Ingenieur ist eine Instanz. Dieser Abschluss sichert ein Stück weit die Wettbewerbsfähigkeit der Ingenieure. Deshalb halten wir am Diplom fest!“ sagte Prof. Marx im Interview.

Nach einem dreijährigen Bachelor-Studium seien die Absolventen nicht einsetzbar, weil ihnen die Praxisreife fehle. Um das zu verhindern, bleibe man bei einer fünfjährigen Ausbildungszeit. Die Anforderungen des Bologna-Prozesses, der ein Studium länderübergreifend ermöglichen will, würden dennoch erfüllt. Prof. Marx: „Wir haben das Studium umstrukturiert und modular aufgebaut.“