Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 20. Juni 2025 wurde an der Technischen Universität Dresden geforscht, gefachsimpelt und vor allem gestaunt. Auch die Fakultät Bauingenieurwesen öffnete ihre Türen und Labore – und lud Besucherinnen und Besucher jeden Alters ein, sich von den faszinierenden Themen des Bauingenieurwesens begeistern zu lassen.
Reges Interesse für den Infostand des neuen Excellenzclusters CARE im Baustofflabor. Bild: André Terpe
Bereits ab dem frühen Abend herrschte reger Betrieb auf dem Innenhof zwischen den Laboren der Fakultät. Im Mittelpunkt standen unsere aktuellen Forschungsprojekte – vom gerade frisch bestätigten Excellenzcluster CARE, verschiedenen Sonderforschungsbereichen bis hin zum openLAB, von Hochleistungsbeton bis hin zu nachhaltigen Baustoffen und innovativen Tragwerkslösungen. An interaktiven Ständen konnten Gäste selbst Hand anlegen, Modelle testen, Modellbrücken mit verteilter faseroptischer Dehnungsmessung überwachen oder sich über klimafreundliches Bauen informieren. Unsere Mitarbeitenden und Studierenden standen bereit, Wissenschaft lebendig und greifbar zu machen.
Ein Highlight war die Öffnung des Carbonbetonhauses CUBE, ein weltweit einzigartiges Demonstratorprojekt für das Bauen der Zukunft. Architektonisch spektakulär und technisch wegweisend zog es viele Besucher an. Prof. Manfred Curbach, einer der maßgeblichen Köpfe hinter dem Projekt, führte höchstpersönlich durch das Gebäude und gab spannende Einblicke in Planung, Konstruktion und Visionen einer neuen Bauweise mit Carbon statt Stahl.
Der Hörsaal 2 im Hörsaalzentrum war gut gefüllt, als Prof. Steffen Marx das Publikum mit seinem Vortrag fesselte „Was ist los mit unseren Brücken? Der Einsturz der Carolabrücke – Ursachen und Folgen“. Mitreißend und verständlich erklärte er nicht nur die technischen Hintergründe des spektakulären Vorfalls, sondern stellte auch grundsätzliche Fragen zur Erhaltung und Sicherheit unserer Infrastruktur.
Unser Fazit: Bauen kann begeistern – wenn es verständlich erklärt, anschaulich gemacht und leidenschaftlich gelebt wird. Vielen Dank an alle Besucher und Mitwirkenden – wir freuen uns aufs nächste Jahr!
Besucher bestaunen das neue Großmodell im Wasserbaulabor. Bild: André Terpe
Auf der ungewöhnlichen Baustelle an der Ecke Zellescher Weg und Einsteinstraße in Dresden wurde am 03.02.2022 im Rahmen einer kleinen Veranstaltung, anlässlich des Richtfestes, den am Bau beteiligten Bauarbeitern herzlich für ihren Einsatz gedankt. Aufgrund der aktuellen Pandemielage konnten lediglich Vertreter:innen der Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Hentschke Bau GmbH und Bendl Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG Sebnitz, Vertreter:innen des Verbandes C³ – Carbon Concrete Composite und des CUBE-Planer-Teams der TU Dresden eingeladen werden.
Bild: STefan Gröschel
Ein Richtfest wird traditionell dann gefeiert, wenn die Rohbauarbeiten abgeschlossen sind. Da der CUBE-Rohbau ausschließlich aus Betonbauteilen und konstruktiven Stahlelementen besteht, stand kein Holzgebälk zur Montage des Richtkranzes bereit. Stattdessen wurde eine Richtkrone symbolisch an den Kranhaken gehängt und in Bauwerkshöhe positioniert. Als Zeichen der abgeschlossenen Rohbautätigkeit trieb der Bauherr, Professor Manfred Curbach, dann einen Nagel ins Zimmermanns Gebälk – einem speziellen hölzernen Balken, der am Gebäudefuß von den Arbeitern aufgestellt wurde.
Anschließend bedankte er sich bei den beteiligten Bauarbeitern für ihr unermüdliches Engagement und ihre Bereitwilligkeit, mit einem völlig neuen Material – dem Carbonbeton – zu arbeiten. „Das Ergebnis spricht für sich. Die Mitarbeitenden von Hentschke Bau und Bendl HTS haben eine bauliche Meisterleistung erbracht. Sie stellten sich der Herausforderung, mit noch ungeregelten, neuentwickelten Bauprodukten eine ästhetisch anspruchsvolle Fertigteil- und Ortbetonstruktur mit wenig erprobten, anspruchsvollen Bautechniken zu erstellen. Durch ihr großes Fachwissen, handwerkliches Geschick und ausgesprochener Innovationskraft haben sie der Carbonbetonbauweise Leben eingehaucht“ – so der Bauherr. Auch die für die Generalplanung zuständige Architektin von AIB – Architekten Ingenieure Bautzen, Marén Kupke, drückte ihre Zufriedenheit aus: „Mit Begeisterung haben wir uns der Herausforderung gestellt und ich freue mich sehr, das von uns entwickelte, völlig neuartige Carbonbeton-Gebäude in so hoher Qualität umgesetzt zu sehen. Das konnte nur durch die vertrauensvolle und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Planern, dem Bauherrn und den ausführenden Firmen gelingen“. Für den Polier, Heiko Panzner von Hentschke Bau „war es eine spannende Reise und eine Herausforderung zugleich. Schon bei der millimetergenauen Herstellung der räumlich gekrümmten Schalung für den TWIST haben wir unser vorhandenes Know-how ständig erweitert. Der Einbau und die Verarbeitung des Spritzbetons haben uns dann bei jedem Arbeitsschritt neue Ideen und schweißtreibende Techniken abverlangt, die wir aber wunderbar meistern konnten. Nun sind wir sehr froh über das erzielte Gesamtergebnis und stolz auf unseren handwerklichen Anteil daran“.
Prof. Manfred Curbach spricht von einer „Meisterleistung“ der beteiligten Handwerker. Bild: Stefan Gröschel
Beim CUBE handelt es sich um das weltweit erste Gebäude, bei dem ausschließlich nichtmetallische Bewehrung, vor allem aus Carbon, eingesetzt wurde. „Carbonbeton ist nicht nur der neue ‚Beton ohne Nebenwirkungen‘, sondern Carbonbeton ermöglicht auch neue, freiere Formen und kann dem Bauen einen neuen Schwung geben“ – diesen Schwung verlieh der Stararchitekt Gunter Henn dem Gebäude wortwörtlich, denn zu Beginn des Projektes stand eine quaderförmige Idee im Raum. Diese quaderförmige BOX wurde schließlich um zwei TWIST-Schalen ergänzt, die gleichzeitig als Wand- und Dachkonstruktion dienen.
Bild: Stefan Gröschel
Ein außergewöhnliches Zusammenspiel zweier Elemente, die zum einen die Wirtschaftlichkeit exemplifizieren – die Wände der BOX wurden in einem Fertigteilwerk hergestellt – , zum anderen verdeutlichen die TWIST-Schalen, dass Carbonbeton fast grenzenlos in jede beliebige Form gebracht werden kann. Was als eine von der Machbarkeit und anderen Zwängen losgelöste Idee entstanden ist, mündet nun bald in ein vollendetes Bauwerk. Für den anspruchsvollen und sehr komplexen Bau des TWIST war Hentschke Bau zuständig: „Mit dem CUBE haben wir den Grundstein für eine zukünftige Bauweise gelegt. Dabei sind wir mit dem Material Carbonbeton an die Grenzen des Machbaren gegangen. Das Gebäude stellt einen Meilenstein in der Baugeschichte dar und ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass mit Carbonbeton viele neue anspruchsvolle Projekte möglich werden“, so Jens Kretzschmar, der zuständige Projektleiter. Für die Errichtung der quadratischen BOX war dagegen das Unternehmen Bendl HTS verantwortlich: „Mit dem Bau der BOX beweisen wir, dass eine wirtschaftliche und massentaugliche Bauweise mit dem innovativen Material Carbonbeton jetzt schon möglich ist und mit den automatisierten Herstellverfahren können wir den Weg in die breite Anwendung ebnen“ – sagt Ludwig Pickert.
Im nächsten Schritt erfolgen weitere Arbeiten, zu denen der Einbau der Fensterfronten, der Innenausbau und die Hausanlagentechnik gehören. Diese Tätigkeiten, die Gestaltung des Außenbereiches und das Ausstatten des Gebäudes mit Mobiliar sollen bis zum Sommer andauern. Die Einweihung des Gebäudes ist für September 2022 geplant.
Das Bauprojekt CUBE bündelt die einzelnen Forschungsergebnisse aus dem Bauforschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung C³ – Carbon Concrete Composite und verfolgt das Ziel, praxistaugliche Bauteile zu konstruieren und herzustellen.
Übergabe der Baustelle an die Arbeitsgemeinschaft (ARGE)
Pünktlich zum Auftakt des neuen Jahres wurde am 8. Januar 2021 die Baustelle an der Ecke Zellescher Weg und Einsteinstraße, dem Standort des Gebäudes aus Carbonbeton CUBE auf dem Campus der TU Dresden, an die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) übergeben. Die ARGE besteht aus den Unternehmen Hentschke Bau GmbH aus Bautzen und bendl HTS Bauunternehmen Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG aus Sebnitz. Beide Unternehmen stellen sich der einzigartigen Herausforderung das weltweit erste Haus aus Carbonbeton zu bauen.
Die Welt schaut auf Dresden. Genauer gesagt auf eine kleine Baustelle am Fritz-Förster-Platz. Hier wird in den nächsten Monaten der CUBE entstehen – das weltweit erste Haus aus Carbonbeton. Für die Kampagne „SO GEHT SÄCHSISCH.“ gaben Initiator Prof. Manfred Curbach und Oberbauleiter Matthias Tietze ein interessantes Interview und zeigten auf, was es mit der Euphorie auf sich hat.
Unter „So geht sächsisch.“ vereint der Freistaat Sachsen standortrelevante Themen, um zu zeigen, wie wir denken und handeln, was uns ausmacht und was das Land an Vielfalt zu bieten hat.
Initiator Prof. Manfred Curbach (links) und Oberbauleiter Matthias Tietze (rechts) | Fotos: Anne Schwerin für www.so-geht-saechsisch.de