Seit dem frühen 12. Jahrhundert wird in der Nähe der sächsischen Kleinstadt Rochlitz das Bau- und Bildhauergestein Rochlitzer Porphyrtuff abgebaut. Aufgrund seiner kräftigen Farbe und interessanten Struktur ist er ein einzigartiger Baustein in Deutschland, der seit den Anfängen seiner Verwendung das bauliche Erbe der Region prägt. Als Baustoff wurde das Gestein an zahlreichen bedeutenden Bauwerken verwendet, so zur Errichtung der romanischen Klosterkirche in Wechselburg, des Leipziger Rathauses, an der Villa Esche des Architekten Henry van de Velde in Chemnitz (1911) oder für die Neugestaltung des Grabes von Immanuel Kant (1924) in Königsberg (heute Kaliningrad / Russland). Vollständig mit Rochlitzer Porphyrtuff ist auch die Fassade des 2015 eingeweihten Kirchenneubaus der Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis belegt.
Jetzt wurde der Naturstein aus Sachsen von der International Union of Geological Sciences (IUGS) zum „Heritage Stone“ gekürt. Unter den 32 Gesteinen aus 17 Ländern, die bisher diesen Titel führen dürfen, ist damit erstmals ein deutscher Naturstein. Er steht ab jetzt in einer Reihe mit bekannten Gesteinen wie dem italienischen Carrara-Marmor, dem Portland-Kalkstein aus Großbritannien oder dem spanischen Schiefer.
Der Titel „Heritage Stone“ würdigt ein Natursteinmaterial, das eng mit der Baukultur einer architektonisch reichen Landschaft und der Geschichte des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks in Deutschland verbunden ist. Im Rahmen der Aktivitäten des Nationalen Geoparks „Porphyrland“ und anderer lokaler Akteure sollte die internationale Anerkennung zur verstärkten Wahrnehmung nicht nur des Gesteins und seiner Geologie, sondern auch der mit ihm verbundenen Kulturlandschaft beitragen.
Die International Union of Geological Sciences (IUGS) ist eine der größten wissenschaftlichen Organisationen. Mit 121 nationalen Mitgliedern repräsentiert der weltweit agierende Verband über eine Million Geowissenschaftler. Die IUGS fördert und unterstützt das Studium geologischer Probleme von internationaler Bedeutung und die geowissenschaftliche Bildungsarbeit sowie die interdisziplinäre Kooperation in den Geowissenschaften. In zahlreichen internationalen wissenschaftlichen Programmen arbeitet sie u.a. mit der UNESCO zusammen. Einer der Schwerpunkte ihrer Arbeit ist die Identifikation, Dokumentation sowie der Schutz und die Popularisierung wichtiger Stätten und Zeugnisse des „Geo-Erbes“. In diesem Rahmen benennt sie nach standardisierten Kriterien seit 2016 weltweit bedeutende Natursteine, die für Architektur und Bildhauerei genutzt werden, als „IUGS Heritage Stones“.
Die Aufnahme des Rochlitzer Porphyrtuff in die Reihe der weltweit wichtigsten Natursteinarten geht auf die Initiative von Prof. Heiner Siedel vom Institut für Geotechnik an der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden zurück.
Links:
Prof. Siedel zum Thema beim Nachrichtenradio MDR-aktuell
Ansprechpartner:
Apl. Prof. Dr. rer. nat. Heiner Siedel
heiner.siedel@tu-dresden.de