Palucca meets BauKo
Oberhalb des ehrwürdigen Teils vom Beyer-Bau, wo die Rosetten in der Stahlbetondecke der schlichten Neigung der Dachschräge weichen, trauen Besucher(innen) oft ihren Augen nicht: Monochrom orange strahlen ihnen Flur und Tür entgegen. Wer mag da arbeiten? Es sind die Glasbau-Forscher und ihre Kollegen vom Institut für Baukonstruktion. Neulich gab’s noch mehr zu staunen: Über 20 Studentinnen und Studenten kamen, sahen – und tanzten. Es waren TeilnehmerInnen eines gemeinsamen Seminars vom Lehrstuhl Industriebau (Prof. Dr.-Ing. Gunter Henn) mit dem „Masterkurs Choreographie“ der Palucca-Schule Dresden (Prof. Jenny Coogan). Der für seine schönen Räume und Flure bekannte Beyer-Bau diente als Erfahrungsraum für interdisziplinäre Forschung – und die Einmaligkeit des orangenen Flurs hat sich eben auch herum gesprochen…
„Beide Disziplinen, Architektur und Choreographie, lenken Handlungen im Raum. Beide bringen Strukturen hervor, in denen Bewegung entsteht, die koordiniert ist, von Gruppen und Versammlungen also. Beide Kulturtechniken bilden „Möglichkeitsräume“ aus, innerhalb derer sich etwas Wirkliches vollzieht. Wahrnehmung wird dann zum entscheidenden Thema, und die daraus erwachsende Motivation. Wir stehen dabei keinem Gegenstand gegenüberstehen, den wir distanziert betrachten. Es geht um Wahrnehmung in der Bewegung – und im Bezug auf andere, die sich mit-bewegen. Wie wir eine soziale Sitaution auffassen, und wie wir vom einen zum andern kommen, dabei spielt der Raum eine große Rolle.“ sagt Dipl.-Ing. Michael Steinbusch vom Lehrstuhl für Industriearchitektur. In den Seminararbeiten sollen Ansätze einer Raumgrammatik geliefert werden, die nicht bloß ausgedacht oder abgeschrieben, sondern beobachtet, selbst erfahren und eingesetzt worden sind. „Wir wollen wissen, was der Raum mit einem „macht“, unter der Voraussetzung, dass wir – wie ein Unternehmen auch – immer schon etwas Gemeinsames vorhaben,“ sagt Steinbusch.
Die MitarbeiterInnen des Lehrstuhls für Baukonstruktion wurden spontan in die Aktion der den Raum erforschenden SeminarteilnehmerInnen einbezogen – und sie waren verblüfft und begeistert. Für die einen war es Seminararbeit – für die anderen ein großer Spaß und eine Abwechslung im Forscheralltag…