Ein Bericht von Marc Lilienthal
9:00 Uhr morgens – Bahnhof Neustadt – Eine neunköpfige Studierendengruppe, bestehend aus zwei angehenden Maschinenbauern und sieben werdenden Bauingenieuren, besteigt den Regionalexpress nach Hosena. Sie belegen alle das Modul Schweißbarkeit der Fakultät Maschinenwesen mit dem Ziel, sich die Leistungen für die postgraduale Ausbildung zum Schweißfachingenieur anrechnen zu lassen.
In Hosena, das am Südufer des Senftenberger Sees gelegen ist, etwa fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt, steht eine der beiden Fertigungsstätten der Züblin Stahlbau GmbH.
Hier, am Hauptsitz des Unternehmens in der Lausitz und in Sande in Friesland, arbeiten 400 Mitarbeiter an der Fertigung von Teilen für den Stahlhochbau und den Stahlbrückenbau. Der Standort Hosena, einst groß geworden durch den Bau von Kraftwerken, trumpft heute besonders mit der Fertigung für Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke und Bauten für die chemische Industrie. Der Hallen- und Gewerbebau gehört weniger zum Fokus der Produktion.
![](https://baublog.file1.wcms.tu-dresden.de/wp-content/uploads/2025/02/1-1024x768.jpg)
In Sande, wo mit 120t um 50% schwerere Teile als in Hosena gehändelt werden können, liegt der Schwerpunkt auf dem Stahlbrückenbau. Besonders hier sieht die Züblin Stahlbau GmbH aufgrund des Zustandes der deutschen Brückeninfrastruktur Wachstumspotential und investiert darum in den kommenden Jahren in dieses Werk. Es aber auch möglich, „kleinere“ Brücken auch in der Lausitz zu fertigen.
In seinen Büros, die neben Hosena, in Berlin und Dresden zu finden sind, beschäftigt die Züblin Stahlbau GmbH Ingenieure und Konstrukteure, die die Ausführungspläne für die Fertigung erarbeiten, aber auch unter anderem Berechnungen für Anschlüsse und Fassadenkonstruktionen durchführen.
10:20 Uhr – Besprechungsraum bei Kaffee und Saft – Lars Feulner, Bereichsleiter der Technischen Dienste und Frank Bohrisch, Leiter der Qualitätsstelle, heißen die Studierenden herzlich willkommen. Sie stellen das Unternehmen vor und bieten die Möglichkeit des Austauschs über den Werdegang der Schweißfachingenieure in der DDR im Vergleich zu heute. 10:50 Uhr – Vorplatz zu den Fertigungshallen – Es beginnt eine beeindruckende zweistündige Werksführung. Begonnen mit der Anlieferung des Rohmaterials, wurde entlang der Fertigungskette über das Werksgelände geführt. Bei den Stationen des Zuschnitts, des Heftens, der diversen Schweißarbeitsplätze, des Strahlens, der Beschichtung und der Logistik wurden immer ausführlich die Arbeitsschritte erklärt und auf Fragen der Studierenden eingegangen.
![](https://baublog.file1.wcms.tu-dresden.de/wp-content/uploads/2025/02/2-1024x768.jpg)
Auffällig ist, dass 80% der Schweißungen mit Handschweißverfahren, vornehmlich dem MAG-Schweißen, durchgeführt werden. Das liegt an der Unikatsfertigung, die den Stahlbau dominiert. Voll- oder teilmechanisch werden in der Regel die H-förmigen Schweißprofile geschweißt, dahingehend interessant war vor allem ein UPP Schweißportal von Kjellberg. Auch das Hubbolzenschweißen für das Anschweißen von Kopfbolzendübeln aus dem Stahl-Verbundbau wird in dem Werk durchgeführt. Trotz des hohen Anteils des manuellen Schweißens, ist das Werk beeindruckend modern. Die Werkstückbewegungen erfolgen zu großen Teilen mechanisch. Die Philosophie ist, dass sich das Werkstück an den Arbeitsplatz der Mitarbeiter bewegt, und nicht der Mitarbeiter zum Werkstück kommt. Das funktioniert gut, da in Hosena vorwiegend relativ gut händelbare stabförmige Bauteile gefertigt werden.
![](https://baublog.file1.wcms.tu-dresden.de/wp-content/uploads/2025/02/3-768x1024.jpg)
Ein ganz großer Dank geht an Lars Feulner und Frank Bohrisch von der Züblin Stahlbau GmbH, für die unkomplizierte Organisation, die viele Zeit, die sie sich für die Führung durch die Fertigungshallen genommen haben und dafür, dass sie uns bei Fragen Rede und Antwort standen. Die Führung hat uns alle nachhaltig beeindruckt. Danke auch an Jörg Zschetzsche und Johannes Koal von der Professur für Fügetechnik und Montage, dafür dass sie uns Ihre Vorlesungszeit für die Exkursion zur Verfügung gestellt haben.
Autor: Marc Lilienthal
Bilder: Marc Lilienthal, Florian Felber, Franz Bellmann