Brücken in „Rheinkultur“ und Brücken in Bewegung

Brückenexkursion_1 Gruppenbild Hochmosel
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Brückenbauexkursion an der Hochmosel. Foto: H. Brückner

Die diesjährige Brückenbauexkursionvom Institut für Massivbau führte 22 Studentinnen und Studenten ins Rheingebiet und in die Niederlande. Neben interessanten Brückenbauwerken besichtigten die Teilnehmer während der einwöchigen Exkursion u.a. auch Baustellen des Spezialtiefbaus.

Gemäß dem Motto „Brücken in Rheinkultur“ war das erste Ziel der Exkursion die Autobahnbrücke Schiersteiner Kreuz über den Rhein. Nach einer ausführlichen Erläuterung des Bauverfahrens wurden Einblicke in die Hohlkastenkonstruktion gewährt.

Entgegen der Fließrichtung der Mosel ging es am nächsten Tag zur aktuell größten Brückenbaustelle Europas, dem Hochmoselübergang. Dort erhielten die Studenten auf der Baustelle beeindruckende Einblicke in das Bauverfahren und den Vorschub des Stahlüberbaus. Des Weiteren wurden die Besonderheiten bei der Konstruktion von Pfeiler und Überbau erläutert, die sich durch die exponierte Lage und damit verbundene örtliche Winde ergeben. Anschließend wurde die Seite des Rheins gewechselt. Der Weg führte entlang der Lahn bis nach Limburg. Ziel war einerseits der Neubau der Lahntalbrücke, einer Brücke in Spannbeton in heute üblicher Mischbauweise, anderseits konnten auch die Abbrucharbeiten der alten Lahntalbrücke unter Anwendung einer angepassten Vorschubrüstung betrachtet werden.

Am nächsten Tag stand zunächst die Stadt Köln im Mittelpunkt. Nach Besichtigung der ersten echten Hängebrücke Deutschlands, der Brücke Köln-Rodenkirchen u.a. mit Besichtigung der Ankerkammern und Besteigung des 60 m hohen Pylons, konnten die Studenten die Stadt Köln mit ihren Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust erkunden. Der Nachmittag führte über Eindhoven mit Zwischenstopp an der Radfahrerbrücke „Hovenring“, weiter nach Rotterdam. Hier durfte eine Besichtigung der Erasmusbrücke und der Rijnhavenbrücke nicht fehlen, um auch dem zweiten Motto „Brücken in Bewegung“ gerecht zu werden. Zuvor wurde noch die Raumfachwerkbrücke „Grüne Verbindung“ in Rotterdam besucht. Am Nachmittag erhielten die Studenten Einblicke in Projekte und den Büroalltag von Ipv-Delft, einem Ingenieurbüro der besonderen Art. Neben Architekten und Bauingenieuren arbeiten hier auch Produktdesigner, was letztlich zu einer Vielzahl innovativer Brückenkonzepte v.a. für Fußgänger- und Radwegebrücken führte. Hier wurden uns vor allem Details zum an Tag zuvor besuchten Hovenring erläutert, ehe wir anschließend noch eine Führung über die Bahnhofsbaustelle der Stadt Delft erhielten. Am abendlichen Weg nach Amsterdam rasteten die Exkursionsteilnehmer noch in Hoofdoorp um interessante Brücken des Stararchitekten Calatrava zu bestaunen.

Angekommen in Amsterdam ging es zunächst unter die Erde. Im Anschluss an die Tunnelbaustelle, dem Spaarndammertunnel, einer Tunnelbaustelle in offener Bauweise, folgte die Besichtigung einer weiteren Spezialtiefbaustelle. Bei der Boerenweteringgarage wird erstmals eine Tiefgarage unterhalb einer Gracht angelegt. Die besonderen Herausforderungen des Bauens in städtischem Gebiet in Verbindung mit einem anspruchsvollen Baugrund kamen bei diesen Bauwerken sehr anschaulich zu Tage. Am Nachmittag stand noch die Besichtigung der Nesciobrug, eine der größten Fußgängerbrücken der Niederlande an. Der nächste Tag, mittlerweile ein Tag am Wochenende, begann im ruhigen Fahrwasser der Amsterdamer Grachten mit einer Bootsfahrt. Neben den zahlreichen kleinen beweglichen Brücken und vielen gemauerten Brücken ergab sich auch hier ein neuer Blickwinkel.

Nach dem Ausflug in die Niederlande ging es am Samstagabend zurück nach Deutschland, in das Ruhrgebiet. Auf dem Rückweg nach Deutschland standen zwei Brücken in Nijmegen, De Oversteek und de Groentje Brug, auf dem Programm. Am Sonntag stand das Motto „Brücken in Bewegung“ wieder im Vordergrund. Gegenüber den beweglichen Brücken in den Niederlanden lag nun der Schwerpunkt bei Bewegung infolge Schwingung. Die zahlreichen filigranen Fußgängerbrücken im Ruhrgebiet sind für „Belastungstests“ von angehenden Brückenbauingenieuren besonders geeignet. Nach dem Start in Duisburg, mit der achterbahnähnliche Brücke „Tiger and Turtle“ und der beweglichen Hängebrücke im Innenhafen, ging es weiter nach Oberhausen. Auch hier konnten die Rehberger Brücke und der Ripshorster Steg den Belastungstests wiederstehen. Der dynamische Testtag wurde in Gelsenkirchen abgeschlossen. Der doppelte Bogen im Nordsternpark wurde ebenfalls besichtigt wie die Kreisringträgerbrücke „Grimberger Sichel“. Letztlich durfte die Besichtigung der Zeche Zollverein in Essen bei einem Besuch im Ruhrpott nicht fehlen.

Bevor die Reise wieder zurück nach Dresden führte, wurden noch die Ausbaumaßnahme der BAB 45 sowie der Zubringerstraße B480n vorgestellt. Hierbei wurden drei große Talbrücken errichtet wovon zwei, die Talbrücke Nuttlar und die Talbrücke Bermecke, den Exkursionsteilnehmern vor Ort näher erläutert wurden. Eine Werkbesichtigung einer Holzbaufirma mit der Fertigung von Brettschichtholzträgern von bis zu ≈ 50 m Stützweite rundete die Exkursion ab. Insgesamt ergab sich somit ein abwechslungsreiches Programm bei dem die große Bandbreite des Ingenieurbaus aufgezeigt werden konnte.

Dipl.-Ing. Oliver Steinbock und Dipl.-Ing. Jakob Bochmann

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