Bundesverdienstkreuz für Professor Werner Schneider
Bartholdy, Schumann, Bach: Das sind nur einige der Komponisten, die in Leipzig wirkten. Heute verbindet ein gut fünf Kilometer langer Rundweg die Orte ihres Wirkens – von bekannten Stationen wie dem Gewandhaus bis zum ehemaligen Hotel de Saxe, wo hochkarätige Konzertreihen stattfanden und einst Mozarts Witwe Constanze nächtigte. Metallbänder verbinden die insgesamt 23 Stationen der »Leipziger Notenspur«. An jeder gibt es Texttafeln und Hörproben. Initiator dieses musikalischen Rundgangs ist Professor Werner Schneider, der 2008 bis 2016 am Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke der TUD forschte und lehrte. Für sein Engagement in Leipzig erhielt er am 4. Juli einen Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Den Orden überreichte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Auftrag des Bundespräsidenten an insgesamt 15 Menschen, die sich in besonderer Weise für das Gemeinwohl verdient gemacht haben. Der 1951 geborene Werner Schneider setzte sich oft gegen Widerstände durch. Vom Studium der Physik wurde er aus politischen Gründen zwischenzeitlich exmatrikuliert, nach dem Diplom durfte er nicht an der Uni Halle forschen. Umwege als Baustatiker und Gasthörer führten ihn 1990 an die Professur für Statik und Festigkeitslehre an der Uni Leipzig, 2003 folgte seine Habilitation. Im Rahmen von Strukturreformen kam er 2008 an die TUD, wo er bis zu seiner Emeritierung mit zahlreichen Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten tätig war. Auch mit der Notenspur rannte er keine offenen Türen ein. Die Idee hatte er, als seine Gattin feststellte, dass das Geburtshaus ihres Lieblingskomponisten Robert Schumann schwer auffindbar war. Schneider erkundete weitere Orte in Leipzig, in denen Musiker lebten oder arbeiteten. Oft waren diese abgerissen oder es erinnerte nichts mehr an ihre Geschichte. Die Stadt lehnte seine Pläne gleich zwei Mal ab, 1998 und 2003: nicht notwendig, nicht realisierbar. Doch Schneider gewann immer mehr Musikinstitutionen und Leipziger Hochschulen für das Projekt, bis auch die Stadt ihre Unterstützung zusagte. Im Mai 2012 schließlich wurde die Notenspur eingeweiht und 2018 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Werner Schneider ist bis heute Vorsitzender von Notenspur Leipzig e.V. – und macht viel mehr, als Erreichtes zu verwalten. Er und seine Mistreiter engagieren sich in der musikalischen Bildung, vergeben einen Preis für Musikkultur, organisieren Konzerte. Gleich drei neue Rundwege sind in Planung, etwa der 40 Kilometer lange Radweg »Notenrad« und der »Notenbogen«, der unter anderem an die Geschichte jüdischer Musik in der Stadt erinnert. Mit dieser Verbindung von historischen und aktuellen Musikstätten, so Michael Kretschmer in seiner Laudatio, habe Werner Schneider ein »ganz neues, einzigartiges Kulturdenkmal« geschaffen.
Beitrag: Unijournal, Luise Anter
Bild: Pawel Sosnowski,
v. l.: Prof. Dr. Uwe-Frithjof Haustein, Dr. Thomas Schuler, Marina Lemke, Michael Kretschmer, Prof. Dr. Werner Schneider, Alexander Latotzky