Kleiner Schlosshof: eine äußert anspruchsvolle Bauaufgabe
Die gestalterisch-konstruktive Umsetzung der Idee des Architekten Kulka, den Kleinen Schlosshof des Dresdner Residenzschlosses mit einer transparenten Rauten-Kuppel zu überspannen, erwies sich als eine äußert anspruchsvolle Bauaufgabe, die den beteiligten Architekten und Ingenieuren ein Höchstmaß an Kreativität, Flexibilität und Kompromissbereitschaft abverlangte. Dies wurde in dem faszinierenden Vortrag von Prof. Kulka und den Statements seitens der Bauträgerschaft, der Denkmalpflege und der Prüfstatik deutlich und kam auch in der anschließenden lebhaften Podiumsdiskussion mit dem Auditorium zutage.
Am Vorabend der Eröffnung des neuen Schloss-Foyers hatte das George-Bähr-Forum zu dieser Veranstaltung eingeladen, deren Moderation, nach einer Einführung von Prof. Stroetmann, Prof. Bauch übernahm, der Bau-Controler dieses komplexen Projektes.
Das visionäre Grundkonzept Kulkas erwies sich eindeutig als beste Lösung, doch gab es in der Realisierung enorme technische Probleme zu bewältigen. Das Projekt stand nach Aussage von Prof. Janosch vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement aus technischen (und finanziellen) Gründen mehrfach kurz vor dem Aus. Die Kräfte aus dem Eigengewicht der Kuppel von nahezu 100 Tonnen, aus Wind, Schnee und Temperaturschwankungen ließen sich in die fragile vorhandene Dachkonstruktion, die mit erheblichem Aufwand, mit 32 Tonnen Stahl, verstärkt werden musste, nur über einen steifen Fachwerk-Randträger einleiten. Dieser Randträger sollte auch aus Gründen der Denkmalpflege, wie Prof. Pohlack deutlich machte, so flach wie möglich bleiben. Andererseits musste er jedoch auch die Schubkräfte der Kuppel aufnehmen, die umso größer werden, je geringer die Kuppelwölbung ausfällt. Diese Zusammenhänge konnte Prof. Dressel dem interessierten und fachkundigen Publikum anschaulich darstellen. Im Übrigen hatte schon Prof. Kulka auf eine Reihe von High-Tech-Elementen hingewiesen. So sind in den Stahlrippen der Kuppel Vorkehrungen für die Regenentwässerung und das Luftdrucksystem für die transparenten Folienkissen der 265 Rauten untergebracht, die jeweils maßgeschneidert angefertigt werden mussten. Auch die Rippen wurden individuell mit äußerster Präzision zum Gittergerüst der Kuppel zusammengeschweißt.
Das Zusammenwirken von Architekten und Bauingenieuren an herausragenden Beispielen von Ingenieurarchitektur verständlich zu machen, ist ein Hauptanliegen des George-Bähr-Forums. Im vorliegenden Fall ist dies offensichtlich bestens und zu aller Zufriedenheit gelungen.
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