Peer Haller erfolgreicher Science Slammer

Prof. Peer Haller beim Science Slam. © Fraunhofer-Gesellschaft / Fotografie: Jens Heilmann
Prof. Peer Haller beim Science Slam. © Fraunhofer-Gesellschaft / Fotografie: Jens Heilmann

Das ganze Wissen in nur drei Minuten auf den Punkt bringen – das klingt viel leichter als es ist. Wer jemals an einem Slam, egal ob ohne Attribut oder mit Poetry oder Science davor, teilgenommen hat, weiß ein Lied davon zu singen. Was vor Jahren noch ein Nischendasein führte, reizt mittlerweile aber auch Spitzenforscher: Mit einem Science Slam feierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des seit 2011 von der Fraunhofer-Gesellschaft ausgelobten »German High Tech Champions Award«.

Aus dem Kreis der insgesamt 33 Forscherinnen und Forscher, die mit dem Award in den Jahren 2011 bis 2015 in den Kategorien »Medizintechnik«, »Erneuerbare Energien / Effizienz« und »Transport« ausgezeichnet wurden, stellten 20 Champions oder deren Vertreterinnen und Vertreter ihre Projekte live in München vor. Nicht mehr als jeweils drei Minuten standen den Vortragenden zur Verfügung, um dem interessierten Publikum ihren Business Case zu präsentieren. In zwei Themenblöcken aus »Leichtbau« und »Medizintechnik« sowie »Gebäudetechnik und Photovoltaik« und »Transport und Logistik« folgte Pitch auf Pitch. Das Publikum konnte jeweils den besten Vortrag jeder Kategorie via Stimmzettel direkt wählen.

Sieger in der Kategorie Leichtbau wurde Prof. Peer Haller von der Professur für Ingenieurholzbau und baukonstruktives Entwerfen an der Technischen Universität Dresden. Sein Thema war Holz in Bestform – Faserverstärkte Formholzprofile und Schalen. Prof. Haller war 2013 Preisträger beim German High Tech Champions Award – wir berichteten.

Hintergrund:
Die Auszeichnung GHTC® – the German High Tech Champions Award ist ein Format des Verbundprojekts »Internationales Forschungsmarketing«, das die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft gemeinschaftlich durchführen. Ziel des Projekts ist es, für den Forschungsstandort Deutschland im In- und Ausland zu werben und dessen Profil im globalen Wissenschaftsmarkt zu schärfen.
Der GHTC® – the German High Tech Champions Award ist Bestandteil der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Initiative »Werbung für den Innovations- und Forschungsstandort Deutschland« unter der Marke »Research in Germany – Land of Ideas«.

Umweltpreis für Prof. Peer Haller

FilmProf. Peer Haller erklärt in einem kurzen Film(aus anderem Anlass!) wie das Verfahren funktioniert

Prof. Peer Haller, Inhaber der Professur für Ingenieurholzbau und baukonstruktives Entwerfen der TU Dresden, erhält am 9. Juli den Hauptpreis des Umweltpreises der Sparkasse Pforzheim Calw. Den mit 10 000 Euro dotierten Preis erhalten Prof. Haller und sein Team für „Faserverstärkte Formholzprofile und Schalen“.

„Dieses natürliche Material lässt sich unter Wärme (140 Grad Celsius) und Druck durch Verdichtung von Holz gewinnen und mit Hilfe von Wasserdampf zu Profilen formen. Werden Rohre, Schalen oder Pfosten aus Formholz mit Hochleistungsfasern verstärkt, so können sie nicht nur zum Tragen schwerer Lasten, sondern auch zum Transport aggressiver Substanzen verwendet werden. Die Kombination von Formholzprofilen mit synthetischen Fasern führt zu preiswerten und vielseitig einsetzbaren Bauteilen, die neue Anwendungen in Bauwesen und Architektur ermöglichen. Der Einsatz von Holz ist auch deshalb ökologisch und ökonomisch sinnvoll, da dieser natürliche Rohstoff mit Hilfe von Sonnenlicht wächst und dabei der Atmosphäre Kohlendioxid entzieht. Die verstärkte Nutzung von Formholz kommt Regionen wie dem Nordschwarzwald zugute, da bei der Herstellung alle heimischen Baumarten samt ihrer Kronen verwendet werden können. Das fördert den naturnahen Waldbau.“ heißt es in einer Pressemitteilung der Sparkasse Pforzheim Calw.

Die Stiftung Umweltpreis wurde 1995 von der damaligen Kreissparkasse Calw ins Leben gerufen. Der Bewerberschwerpunkt liegt überwiegend auf der Region Nordschwarzwald. Ist die eingereichte Innovation aber für die ganze Region nützlich, werden auch Bewerber aus dem ganzen Bundesgebiet zugelassen. Sechs Professoren aus ganz Deutschland, Landrat Helmut Riegger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw, Stephan Scholl und der stv. Vorstandsvorsitzende Hans Neuweiler bilden ein Kuratorium, das über die Vergabe entscheidet. Alle zwei Jahre gibt es dann eine große Preisverleihung.

Triangulierung und Holzverdichtung

UVS
20. Februar 2015

Topografie Triangulirung - Detail_Birgit SchuhKunst schafft bekanntlich viel, was mit anderen (einfacheren?) Mitteln nur schwer denkbar ist. So kann ein Künstler, eine Künstlerin Zusammenhänge herstellen, die sich nicht ohne Weiteres aufdrängen. Birgit Schuh hat das getan und damit den ersten Kunstpreis des Dresdner Zentrums für Wissenschaft und Kunst gewonnen.

Unterstützt wurde die Künstlerin bei ihrer Arbeit von Peer Haller von der Professur für Ingenieurholzbau und baukonstruktives Entwerfen. In der Pressemitteilung (von Prof. Rainer Beck) heißt es:

Mit ihrem Werk „Topografie Triangulirung“, 2014, hat Birgit Schuh die Kriterien der Ausschreibung in hervorragender Weise erfüllt:

  •  Verbindung von Kunst mit Materialien und Verfahren moderner Technologien;
  • in der Form überraschend;
  • dabei der ursprünglich angestrebten technologischen Nutzanwendung enthoben;
  • jedoch die Möglichkeiten dieser Technologien schöpferisch und künstlerisch umsetzend.

In ihrem Werk setzt sich Birgit Schuh zugleich mit zwei technischen Hochleistungen auseinander: Einmal mit der europäischen Gradmessung von 1875, einer historischen Pioniertat der Kartographie und Landvermessung, bei der auf deutscher Seite Johann Karl Friedrich Gauß maßgeblich beteiligt war. Der 10-Mark-Schein mit der Abbildung des damaligen Königreichs Hannover erinnerte daran. Zum Zweiten mit einer von Prof. Dr. Peer Haller an der Technischen Universität Dresden entwickelten Technik der Holzverdichtung durch die Schließung der Zellstrukturen längs der Faser. Eine Technik, die für den Einsatz bei der Konstruktion von Bauten vorgesehen ist.

Bezogen auf das ehemalige Königreich Sachsen kombiniert nun Birgit Schuh die seinerzeitigen Landvermessungskoordinaten mit der neuen Technologie, indem sie die Ergebnisse der damaligen Kartographie auf im neuen technologischen Verfahren verdichtete Holzplatten überträgt. Danach setzt sie die präparierten Holzplatten an bestimmten Fixpunkten gezielt Hitze und Feuchtigkeit aus, revidiert dadurch deren technologische Verdichtung und stellt in diesen begrenzten Bereichen den ursprünglich natürlichen Zustand der offenen Zellstrukturen wieder her. Ergebnis dieses Eingriffs ist ein Spannungsverhältnis zwischen offenen, sich ausdehnenden und verdichteten Zellstrukturen, das Verwerfungen und Verformungen der ursprünglich planen Plattenfläche hervorruft, dadurch die ursprüngliche Landschaftstopographie in ein eigenständiges, dreidimensional plastisches Gebilde überführt, gleichsam in eine fast leibhaft anmutende künstlerische Vision von Landschaft.

Resultat „ist eine Karte …, welche die Auseinandersetzung zwischen menschlicher Bearbeitung und Aneignung von Landschaft einerseits und die Kräfte von Natureinwirkung andererseits zeigt und in einem dreidimensionalen Bild vereint.“ (Schuh)